Glücklich im Iran

Ach Iran. Schon zwei Mal ist es uns schwergefallen, dich zu verlassen. Nun beim dritten Mal ist es nicht einfacher geworden, im Gegenteil. Je besser wir das Land kennen, die Kultur verstehen, wissen wie die Menschen ticken, desto lieber sind wir hier. Über fünf Monate waren wir insgesamt in diesem Land unterwegs, nirgendwo haben wir mehr Einladungen und Telefonnummern erhalten, mehr Brot geschenkt bekommen und mehr Bekanntschaften geschlossen. Doch es sind nicht nur die Menschen, die den Iran zu unserem Lieblingsland machen, es ist auch die grandiose Architektur, die uns immer wieder ins Staunen versetzt.

Nicht nur architektonisch unser Lieblingsland - hier im Bazaar Esfahan

Nicht nur architektonisch unser Lieblingsland – hier im Bazaar Esfahan

Detail des Gebäudes aus der Qajar Zeit.

Detail des Gebäudes aus der Qajar Zeit.

So wundert es nicht, dass wir in Esfahan als erstes zum Naqsh-e Jahan Platz rollen, diesem perfekten, harmonischen Platz. Ein Gänsehaut-Moment, als wir die Lotfollah-Moschee sehen mit ihrer wunderbaren Kuppel. Einmal mehr fühlt es sich so gut an, zurück im Iran zu sein. Das Café an der Ostseite des Platzes gibt es zum Glück auch immer noch, doch dieses müssen wir anderntags besuchen, denn unser Freund Javid wartet auf uns. Javid, den wir in unserem ersten Reisejahr in Armenien kennengelernt haben, wohnt in Esfahan und wir freuen uns, ihn wieder zu sehen. Er lädt uns am Abend zum Essen ein, typisch iranisch wird erst spät gegessen – wir müssen unsere innere Uhr wieder umstellen, denn die nächsten Abende läuft es genauso. Javid und seine Freunde treffen sich immer wieder mit uns, endlose Teerunden in seinem kleinen Office bis wir gegen 22 Uhr endlich zum Abendessen aufbrechen. Zugegeben, das späte Essen haben wir nicht vermisst! Dennoch ist es spannend mit Javid und seinen Freunden, immer wieder kommen wir auf das Thema der Veränderungen zu sprechen. Sie fühlen sich freier, weniger kontrolliert und es lässt sich in diesem engen Korsett von Regeln etwas leichter leben. Wir empfinden die Freunde gelöster als noch vor zwei Jahren, als sie zwar auf eine Veränderung hofften, aber noch keine in Sicht war. So werden heute Filme am Fernsehen gezeigt, die vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen wären. Und etwas fällt auch uns auf: Das Internet ist weniger zensiert, so sind z.B. alle Google-Seiten nun zugänglich und nicht mehr gesperrt. Facebook ist aber nach wie vor zensiert.

We're back! Gänsehaut-Moment bei unserer Ankunft auf dem Naqsh-e Jahan Platz

We’re back! Gänsehaut-Moment bei unserer Ankunft auf dem Naqsh-e Jahan Platz

Erst bei diesem dritten Besuch Esfahans hat der Fluss Zayandeh Wasser - die letzten Male gähnte uns ein trockenes Flussbett an. Zayandeh bedeutet "lebensspendend", Grund genug für die Regierung das Wasser die meiste Zeit des Jahres zwecks Bewässerung von Feldern vor Esfahan umzuleiten. Die Esfahanis haben keine Chance sich zur Wehr zu setzen.

Erst bei diesem dritten Besuch Esfahans hat der Fluss Zayandeh Wasser – die letzten Male gähnte uns ein trockenes Flussbett an. Zayandeh bedeutet “lebensspendend”, Grund genug für die Regierung das Wasser die meiste Zeit des Jahres zwecks Bewässerung von Feldern vor Esfahan umzuleiten. Die Esfahanis haben keine Chance sich zur Wehr zu setzen.

Lieber Freund Javid

Lieber Freund Javid

In seinem Büro dürfen wir die Nächte verbringen - besonders während dem persischen Neujahr ist kaum ein Hotelzimmer zu bekommen.

In seinem Büro dürfen wir die Nächte verbringen – besonders während dem persischen Neujahr ist kaum ein Hotelzimmer zu bekommen.

Wir erweitern unseren Radius in "unserem" Quartier Jolfa.

Wir erweitern unseren Radius in “unserem” Quartier Jolfa.

Zweistöckiger Bereich im Bazaar

Zweistöckiger Bereich im Bazaar

Handwerkerstrasse um den Naqsh-e Jahan Platz

Handwerkerstrasse um den Naqsh-e Jahan Platz

Dies ist ein Shop in welchem, uh, allerlei Sachen gekauft werden können.

Dies ist ein Shop in welchem, uh, allerlei Sachen gekauft werden können.

Kutscher warten auf Kundschaft - während Nouruz dürften die Pferde wohl non-stop im Einsatz sein

Kutscher warten auf Kundschaft – während Nouruz dürften die Pferde wohl non-stop im Einsatz sein

Gerade fürs Gebet die Füsse gewaschen - alltägliche Szene im Iran

Gerade fürs Gebet die Füsse gewaschen – alltägliche Szene im Iran

Noch ist es ruhig in Esfahan und wir geniessen die einmalige Stimmung des Platzes. Hier unsere Lieblingsmoschee Lotfollah.

Noch ist es ruhig in Esfahan und wir geniessen die einmalige Stimmung des Platzes. Hier unsere Lieblingsmoschee Lotfollah.

Für Pärchen ist die Stimmung im Land erheblich entspannter als auch schon. Der Sittenpolizei wurde wohl erheblich Stellen gestrichen.

Für Pärchen ist die Stimmung im Land erheblich entspannter als auch schon. Der Sittenpolizei wurde wohl erheblich Stellen gestrichen.

Absurde Regeln gibt es aber immer noch. So erzählen uns Javids Freunde, dass es bei einer Bewerbung in einem Regierungs(nahen)betrieb üblich ist, ein religiöses Interview bestehen zu müssen. Dabei wird beispielsweise gefragt, ob man die täglichen Gebete einhält, Ramadan macht oder man bekommt Koran-Fragen gestellt. Einer von Javids Freunden erzählt dazu, dass er einen Job tatsächlich nicht erhalten hatte, als er beim Interview zu ehrlich war und zugab er bete nicht.
Und die Situation der Frauen ist nach wie vor unfair. So dürfen Männer bei einer Heirat mit einer Ausländerin Doppelbürger werden, Frauen ist dies jedoch verwehrt: Sollten sie einen Ausländer heiraten und in seinem Land Bürgerin werden, verlieren sie ihre iranische Staatsbürgerschaft. Oder dass Männer andersgläubige Frauen heiraten dürfen, Frauen sich aber nur Muslime als Ehemann nehmen können. Es sind genau solche Regeln, die die Frauen hier zu Recht als diskriminierend empfinden und um diese zu ändern, braucht es noch mehr als die Aufhebung von Sanktionen. Es ist noch ein weiter Weg bis dahin und doch trauen wir den Iranerinnen zu, dass sie irgendwann zu ihren Rechten kommen. So haben wir zum Beispiel bei unseren letzten Iran-Besuchen in vier Monaten eine (!) Frau velofahren gesehen, dieses Mal entdecken wir hier in Esfahan täglich 1-2 junge Frauen auf Velos. Einmal mehr hat mich beeindruckt, wie selbstbewusst und emanzipiert viele Frauen im Iran denken, wie sie die Ungleichheiten realisieren und versuchen, langsam etwas zu ändern. Und ich denke jedes Mal, dass zuhause meine Generation von Frauen unseren Müttern dankbar sein sollte, die uns Frauen einige Steine aus dem Weg geräumt haben.

Mehr und mehr Frauen sind im Iran auf Velos antzutreffen - eine erfreuliche Entwicklung

Mehr und mehr Frauen sind im Iran auf Velos antzutreffen – eine erfreuliche Entwicklung

Besonders in Sachen Mode finden die Frauen hier Mittel und Wege, um die Hejab-Regel möglichst auszureizen. Das Kopftuch ist bei vielen noch weiter nach hinten gerutscht, die Manteaux sind kürzer geworden, darunter trägt frau skinny Jeans. Der neuste Trend ist die langen Haare zu einem Zopf zu flechten, der am Rücken unter dem Kopftuch hervorschaut. Sowieso sind hier in Esfahan die Frauen unglaublich modebewusst, hübsch zurechtgemacht und wir merken, dass die Kleiderregeln zwar noch eingehalten, aber für iranische Verhältnisse schon sehr liberal ausgelegt werden. Dies ist sicherlich nicht in ganz Iran der Fall, so war schon nur Yazd viel konservativer, was man auch an der Kleidung der Frauen ablesen konnte.

Das Kopftuch rutscht immer weiter nach hinten ohne die Regeln dabei zu brechen.

Das Kopftuch rutscht immer weiter nach hinten ohne die Regeln dabei zu brechen.

Neuster Modetrend: Die zum Zopf geflochtenen Haare schauen keck unter dem Kopftuch hervor.

Neuster Modetrend: Die zum Zopf geflochtenen Haare schauen keck unter dem Kopftuch hervor.

Einige gehen noch einen Schritt weiter und färben sich die Haare blond. Ergebnis: Ein Kontrast der ins Auge sticht.

Einige gehen noch einen Schritt weiter und färben sich die Haare blond. Ergebnis: Ein Kontrast der ins Auge sticht.

Es ist schön zu sehen, wie sich in den grösseren Städten eine Modeszene entwickelt hat, die die Regeln ausreizt.

Es ist schön zu sehen, wie sich in den grösseren Städten eine Modeszene entwickelt hat, die die Regeln ausreizt.

Touristinnen aus Tehran erkennt man auch im modernen Esfahan schon von weitem - sie geben wohl landesweit den Trend an.

Touristinnen aus Tehran erkennt man auch im modernen Esfahan schon von weitem – sie geben wohl landesweit den Trend an.

An einem Abend essen wir mit Javid und einem Freund in einem persischen Restaurant. Zur Unterhaltung rezitiert ein Sänger persische Poesie in „Minnesänger Manier“ und spielt dazu auf traditionellen Instrumenten. Wir sind einmal mehr erstaunt, was die Iraner und Iranerinnen mit ihrer Musik verbindet: Es wird still im Restaurant, alle hören zu, viele singen oder summen leise die melancholische Melodie mit. Auch Javid singt mit, er findet das Lied wunderschön. Auch die zwei sehr cool gekleideten Jungs am Nebentisch hören ehrfürchtig zu, singen Teile davon mit. Später erklärt Javid, dass es ein gesungenes Gedicht von Rumi war, einem der grossen Dichter Irans. Viele Menschen im Iran können ganze Gedichte der grossen Poeten Rumi, Hafez, Ferdosi oder Sa’di auswendig, oftmals werden einzelne Verse auch im Alltag als Redewendungen gebraucht. In solchen Momenten wird deutlich, dass die iranische Seele sehr gefühlsvoll ist.

Hierzu ein entsprechendes Beispiel traditioneller persischer Musik (Interpret: Shajarian Bidad, Quelle: Youtube):

(klick auf den schwarzen Balken)

Dichter und Poeten vergangener Jahrhunderte sind im persischen Alltag allzeit präsent - sei es in Form von Statuen oder Redewendungen.

Dichter und Poeten vergangener Jahrhunderte sind im persischen Alltag allzeit präsent – sei es in Form von Statuen oder Redewendungen.

Nach vielen späten Nachtessen, spannenden Diskussionen, netter Gesellschaft und viel Socializing entscheiden wir uns, vor dem persischen Neujahr am 21. März noch ein paar Tage aus Esfahan wegzufahren. Eigentlich wollten wir in die Berge um Hamedan und nach Kurdistan, doch das Wetter lässt uns anders entscheiden. Es ist jetzt im März noch zu kalt für uns in dieser Region, unsere warmen Kleider sind mehr als reduziert nach der langen Zeit in Südostasien und wir frieren ja bekanntlich nicht gerne. So fahren wir spontan nach Kashan.

Kashan liegt am Rande der Wüste und ist wie Yazd wieder einige Grad wärmer als Esfahan. Braune Lehmhäuser säumen die Strassen, einige sind zerfallen, andere schön restauriert. Im Bazaar ist viel los, vor dem persischen Neujahr werden neue Kleider und Einrichtungsgegenstände gekauft. Auch im Hotel werden letzte Arbeiten getätigt, damit alles für das neue Jahr bereit ist. Eine Stimmung der Vorfreude gemischt mit etwas Hektik liegt in der Luft.

Gewitter über Kashan. Dazu ein starker Nordwind - dieser erinnert uns an den Tag vor zwei Jahren, als wir mit den Velos Kashan ansteuerten und der Rückenwind uns auf über 40km/h drückte, leicht bergauf! Bis heute der beste Tag in Sachen Rückenwind!

Gewitter über Kashan. Dazu ein starker Nordwind – dieser erinnert uns an den Tag vor zwei Jahren, als wir mit den Velos Kashan ansteuerten und der Rückenwind uns auf über 40km/h drückte, leicht bergauf! Bis heute der beste Tag in Sachen Rückenwind!

Kashan wirkt gegenüber Esfahan gleich wieder sehr konservativ.

Kashan wirkt gegenüber Esfahan gleich wieder sehr konservativ.

Wir beobachten diese religiöse Prozession, bei welcher die Männer sich in einer Form von Selbstkasteiung die schweren Ketten auf den Rücken schlagen. Schwarz gekleidete Frauen und Kinder laufen der Männergruppe hinterher.

Wir beobachten diese religiöse Prozession, bei welcher die Männer sich in einer Form von Selbstkasteiung die schweren Ketten auf den Rücken schlagen. Schwarz gekleidete Frauen und Kinder laufen der Männergruppe hinterher.

Im Bazaar herrscht emsiges Treiben - Vorbereitungen für das neue Jahr sind in vollem Gange

Im Bazaar herrscht emsiges Treiben – Vorbereitungen für das neue Jahr sind in vollem Gange

Geschäft im Bazaar

Geschäft im Bazaar

Es ist schön zu wissen, dass vieles hiervon noch ausschliesslich von Hand hergestellt wurde.

Es ist schön zu wissen, dass vieles hiervon noch ausschliesslich von Hand hergestellt wurde.

Schmied im Bazaar

Schmied im Bazaar

In der alten Karawanserai haben sich die Teppichhändler eingerichtet - Teppichkauf ist offensichtlich Familiensache, auch wenn wir uns nicht ganz sicher sind, wer am Schluss das letzte Wort hatte.

In der alten Karawanserai haben sich die Teppichhändler eingerichtet – Teppichkauf ist offensichtlich Familiensache, auch wenn wir uns nicht ganz sicher sind, wer am Schluss das letzte Wort hatte.

Detail aus der Khan Amin al-Dowleh Timche Karawanserai, welche übrigens 1868 erbaut wurde.

Detail aus der Khan Amin al-Dowleh Timche Karawanserai, welche übrigens 1868 erbaut wurde.

In unserem traditionellen Hotel haben wir ein Zimmer auf dem Dach bekommen und verbringen viel Zeit draussen...

In unserem traditionellen Hotel haben wir ein Zimmer auf dem Dach bekommen und verbringen viel Zeit draussen…

... Tee trinkend und Datteln essend. Dabei beobachten wir die gestressten Reisegruppen, welche jeweils nur gerade eine Nacht hier bleiben. Es führt uns jeweils vor Augen dass wir den Luxus des "Zeithabens" nochmals so richtig bewusst geniessen sollten.

… Tee trinkend und Datteln essend. Dabei beobachten wir die gestressten Reisegruppen, welche jeweils nur gerade eine Nacht hier bleiben. Es führt uns jeweils vor Augen dass wir den Luxus des “Zeithabens” nochmals so richtig bewusst geniessen sollten.

Diese persischen Lampen werden noch immer von Hand hergestellt - wie noch so vieles im Iran.

Diese persischen Lampen werden noch immer von Hand hergestellt – wie noch so vieles im Iran.

Reza, der Taxifahrer der immer an der gleichen Ecke auf Kundschaft wartet, realisiert bald dass wir nicht nur einen Tag hier sind. Jedes Mal grüsst er uns freundlich, fragt wie es uns geht und gibt uns Tipps, wo wir die besten Orangen, Datteln oder das beste Brot finden. Eines Tages lädt er uns zu sich nach Hause ein zum Abendessen. Typisch iranisch sitzen wir am selben Abend auf dem weichen Perserteppich am Boden, gruppiert um die Plastikunterlage, auf der Tellerweise dampfender Reis und Khorme Sabzi liegen. Wir sind erstaunt, dass wir schon um 20 Uhr essen – normalerweise gibt es um diese Zeit noch Tee, Früchte und Süssgebäck. Doch später erfahren wir den Grund: Rezas Frau geht noch zur Koranlesung in die Moschee, daher das frühe Abendessen.

Eingeladen bei Reza zum Znacht

Eingeladen bei Reza zum Znacht

Dies ist nicht etwa ein überdimensionaler Termitenhaufen, sondern die Überreste der uralten Siedlung Si'alk, gelegen am Rande Kashans.

Dies ist nicht etwa ein überdimensionaler Termitenhaufen, sondern die Überreste der uralten Siedlung Si’alk, gelegen am Rande Kashans.

Einige der Fundstücke (Tonscherben, Steinwerkzeuge sowie menschliche Skelette) sind über 7'000 Jahre alt! Die Ausgrabungen wurden aber leider eingestellt, da die Regierung alles prä-islamische als unwichtig erachtet.

Einige der Fundstücke (Tonscherben, Steinwerkzeuge sowie menschliche Skelette) sind über 7’000 Jahre alt! Die Ausgrabungen wurden aber leider eingestellt, da die Regierung alles prä-islamische als unwichtig erachtet.

Aber auch mitten in der Innenstadt Kashans gibt es einige Überreste aus vergangenen Zeiten zu bestaunen - wie zum Beispiel dieser Eis-Turm welcher so konstruiert ist, dass sich das Eis, welches sich über die Wintermonate in dessen Inneren gebildet hatte, auch über den Sommer erhalten blieb. Voilà: Eis in der Wüste.

Aber auch mitten in der Innenstadt Kashans gibt es einige Überreste aus vergangenen Zeiten zu bestaunen – wie zum Beispiel dieser Eis-Turm welcher so konstruiert ist, dass sich das Eis, welches sich über die Wintermonate in dessen Inneren gebildet hatte, auch über den Sommer erhalten blieb. Voilà: Eis in der Wüste.

Der Eis-Turm ist Teil dieser kreisrunden Befestigungsanlage, welche heutzutage als Anbaufläche genutzt wird.

Der Eis-Turm ist Teil dieser kreisrunden Befestigungsanlage, welche heutzutage als Anbaufläche genutzt wird.

Wie auch in Yazd verfallen in Kashan unzählige alte Gebäude weil wohl das Geld für die aufwändige Instandhaltung fehlt.

Wie auch in Yazd verfallen in Kashan unzählige alte Gebäude weil wohl das Geld für die aufwändige Instandhaltung fehlt.

Regen trägt dazu bei, dass die zerfallene Bausubstanz innert kurzer Zeit zu einem unansehnlichen braunen Klumpen geformt wird. Diese Grundstücke werden dann gerne genutzt, um nerviges Sperrgut aus dem eigenen Haus loszuwerden. Die einst stattlichen Häuser verkommen so leider zu einer Müllkippe.

Regen trägt dazu bei, dass die zerfallene Bausubstanz innert kurzer Zeit zu einem unansehnlichen braunen Klumpen geformt wird. Diese Grundstücke werden dann gerne genutzt, um nerviges Sperrgut aus dem eigenen Haus loszuwerden. Die einst stattlichen Häuser verkommen so leider zu einer Müllkippe.

Mit dem Bus geht es zurück nach Esfahan

Mit dem Bus geht es zurück nach Esfahan

Immer wieder faszinieren uns die (leider ebenfalls zerfallenden) Karawanseraien die in regelmässigen Abständen auftauchen.

Immer wieder faszinieren uns die (leider ebenfalls zerfallenden) Karawanseraien die in regelmässigen Abständen auftauchen.

Wir können uns so gut vorstellen, wie die Kamelkarawanen in diesen Gegenden unterwegs waren und in diesen Prototypen von Motels genächtigt haben.

Wir können uns so gut vorstellen, wie die Kamelkarawanen in diesen Gegenden unterwegs waren und in diesen Prototypen von Motels genächtigt haben.

Ortschaft in der Distanz

Ortschaft in der Distanz

Zurück in Esfahan dürfen wir wieder in Javids Office schlafen. Er wohnt noch bei seiner Mutter, was für Iraner und Iranerinnen auch mit Mitte 30 keine Ausnahme ist. Zu stark sind die Familienstrukturen, alleine wohnen wirkt fast bemitleidenswert in diesem gesellschaftlichen Umfeld. Javid hat dennoch von seinem verstorbenen Vater ein kleines Office übernommen, zwei Büroräume in einem Haus im armenischen Quartier von Esfahan. Für ihn sind diese Räume wie sein Rückzugsort, wenn es ihm zu eng wird zuhause, er sich mit Freunden treffen will oder einfach in Ruhe lesen möchte. Wir sind froh, dort wohnen zu dürfen, denn mittlerweile ist Norouz, das persische Neujahr, angebrochen, die Hotels sind meist komplett ausgebucht und wenn doch ein Zimmer zu haben ist, dann zu einem horrenden Preis. So feiern wir zum 6. Mal Neujahr in drei Jahren: 3x „unser“ Neujahr, 2x das persische und 1x das chinesische Neujahr. Die Tradition, das Neue Jahr zur Frühjahrssonnenwende am 21. März zu feiern, geht auf die jahrtausendalte Religion des Zoroastrismus zurück. Aber im Iran ist es mit einem Tag feiern nicht getan: In den 10 Tagen danach ist das ganze Land unterwegs, ganze Familien – und das sind im Iran 5-12 Personen – reisen durch das Land, besuchen Verwandte und die grossartigen Städte. Esfahan, ein Lieblingsort vieler Iraner und Iranerinnen, liegt hoch im Kurs und so ist die ganze Stadt überschwemmt mit einheimischen Feriengästen. Die vollgepackten, kompakten Autos werden überall geparkt und gepicknickt wird an jedem möglichen und unmöglichen Ort. Es sind verrückte Tage und wir sind froh, uns nicht um eine Unterkunft oder einen Transport bemühen zu müssen. Viele Esfahani verschwinden während Norouz aus ihrer Stadt, so auch Javid, der für 10 Tage dem Rummel entflieht und in die Ferien fährt.

Zurück in Esfahan - die Anzahl Picknicker hat sich bereits Tage vor Nouruz merklich erhöht.

Zurück in Esfahan – die Anzahl Picknicker hat sich bereits Tage vor Nouruz merklich erhöht.

Jede grüne Stelle wird ausgenutzt - die IranerInnen sind wirklich meisterhaft in Sachen Picknick. Viele picknicken gerne auch auf dem Pannenstreifen der Autobahn wenn sie der Ansicht sind, es sei Zeit für eine Pause.

Jede grüne Stelle wird ausgenutzt – die IranerInnen sind wirklich meisterhaft in Sachen Picknick. Viele picknicken gerne auch auf dem Pannenstreifen der Autobahn wenn sie der Ansicht sind, es sei Zeit für eine Pause.

Auch der Zayandeh Fluss wird rege genutzt - IranerInnen lieben die Pedalos, wie eigentlich alles, was mit Wasser zu tun hat.

Auch der Zayandeh Fluss wird rege genutzt – IranerInnen lieben die Pedalos, wie eigentlich alles, was mit Wasser zu tun hat.

Doch dann der Schocker - kurz vor dem Neujahrstag lässt die Wassermenge nach und gibt grosse Teile des Flussbettes frei. Kein Problem jedoch für die iranischen Touristen - so gibt es noch mehr Platz für ein Picknick am Wasser. Super!

Doch dann der Schocker – kurz vor dem Neujahrstag lässt die Wassermenge nach und gibt grosse Teile des Flussbettes frei. Kein Problem jedoch für die iranischen Touristen – so gibt es noch mehr Platz für ein Picknick am Wasser. Super!

Zurück beim Bazaar - hektisches Shopping vor der Freitagsmoschee

Zurück beim Bazaar – hektisches Shopping vor der Freitagsmoschee

Der offene Platz wurde kurzerhand in einen erweiterten Bazaar umgewandelt. Vor Nouruz kaufen sich viele IranerInnen neue Kleider.

Der offene Platz wurde kurzerhand in einen erweiterten Bazaar umgewandelt. Vor Nouruz kaufen sich viele IranerInnen neue Kleider.

Diese gefärbten Küken haben nichts mit Nouruz zu tun, sondern werden einfach so als Spielzeug für die Kinder verkauft.

Diese gefärbten Küken haben nichts mit Nouruz zu tun, sondern werden einfach so als Spielzeug für die Kinder verkauft.

Ab Neujahr (ca. 21. März) beginnt der 10-tägige quasi interne Exodus der Iraner - die ganze Familie wird ins Auto gesetzt und Sehenswürdigkeiten im Land besucht.

Ab Neujahr (ca. 21. März) beginnt der 10-tägige quasi interne Exodus der Iraner – die ganze Familie wird ins Auto gesetzt und Sehenswürdigkeiten im Land besucht.

Esfahan ist eines der beliebtesten Ziele des Landes - die Stadt wird in den Tagen überflutet von iranischen Gästen, allesamt in Picknicklaune.

Esfahan ist eines der beliebtesten Ziele des Landes – die Stadt wird in den Tagen überflutet von iranischen Gästen, allesamt in Picknicklaune.

Die Kutschen haben nun Hochbetrieb

Die Kutschen haben nun Hochbetrieb

Und auch wir bereiten uns vor, wieder ein Stück westwärts zu kommen. Problemlos und liebend gern könnten wir noch weitere Wochen im Iran verbringen, zu wohl fühlen wir uns in diesem Land. Doch wir müssen weiter, mein Bauch wächst und gibt das Tempo vor. Nun, am Ende des 6. Monats, bin ich langsamer geworden auf dem Velo und wir müssen unsere Tagesdistanzen reduzieren. Da der Weg durch die Türkei bis nach Europa weit ist, verpacken wir die Velos zum letzten Mal für einen Flug und fliegen von Teheran nach Athen. Wir hoffen, dass der europäische Frühling dieses Mal gnädiger ist mit uns als bei unserer Wegfahrt vor fast drei Jahren, als es ständig regnete und uns das wechselhafte Wetter regelrecht aus Europa hinaustrieb. Nicht nur weil unser gutes, altes Zelt mittlerweile nicht mehr wasserdicht ist. Sondern auch weil sich weder meine Regenjacke noch meine Windjacke mehr schliessen lassen wegen dem Bauch. Hoffentlich nimmt das Wetter darauf Rücksicht!

Auf dem Flughafen Teheran - Wir verpacken die Velos noch ein letztes Mal in Kartonkisten. Auf nach Athen - Europa, wir kommen!

Auf dem Flughafen Teheran – Wir verpacken die Velos noch ein letztes Mal in Kartonkisten. Auf nach Athen – Europa, wir kommen!

Europa ist also nicht mehr weit und damit auch die Heimat. Es sind sehr geteilte Gefühle, die wir dazu haben. Einerseits (Vor-)Freude und Erleichterung, immer noch unterwegs sein zu können, aber dem gegenüber steht diese riesige Wehmut, die einfach nicht kleiner wird. Im Gegenteil, je näher das Ende der Reise kommt, desto stärker wird sie. Der Abschied vom Iran macht es nicht einfacher, im Gegenteil. Diesem wunderbaren Land auf Wiedersehen zu sagen ist schon an sich keine einfache Aufgabe, aber dieses Mal fühlt sich der Abschied noch schwerer an als die letzten zwei Male. Vielleicht weil das Reiseende absehbar wird, vielleicht weil Europa so nah ist. Eines wissen wir aber sicher: Iran, Khoda Hafez, wir kommen wieder. Es ist für uns keine Frage von ob, sondern nur von wann.