Durch das herbstliche Yunnan

Dali, ein hübscher Ort auf 2’000m im zentralen Yunnan. Hier holen wir uns unsere Portion Herbst für dieses Jahr ab. Tagestemperaturen um 20 und Nachttemperaturen unter 12 Grad lassen uns aber bereuen, unsere Winterkleider zusammen mit dem Campingequipment bereits nach Thailand geschickt zu haben. Dafür bringt die tiefstehende Sonne die herbstlichen Farben der Bäume besonders schön zur Geltung, dahinter rundet der tiefblaue Erhai-See das Bild harmonisch ab.

Fischer auf dem Erhai See

Fischer auf dem Erhai See

Dali gehört zu den kulturhistorisch bedeutsamsten Städten Chinas und blickt auf über 3’000 Jahre Geschichte zurück. Um das Jahr 1’000 n. Chr. soll Dali gar zu den 13 grössten Städten der Welt gezählt haben. Erneut waren es die Mongolen, die während deren Herrschaft (Yuan Dynastie) den alten Kern der Stadt zerstörten. Während der Ming Dynastie wurde die Stadt innerhalb der Stadtmauern wieder aufgebaut und viele dieser Häuser sowie Teile der Stadtmauer und die vier beeindruckenden Stadttore sind noch immer erhalten und die touristische Hauptattraktion der Region.
Dali war lange Zeit ein Mekka für westliche Touristen und Langzeitreisende; die schöne Lage zwischen dem Erhai-See und den Cang Shan Bergen sowie die geruhsame Stimmung in der Stadt (und eventuell auch das lokale Marihuana) liessen viele länger bleiben als geplant. In den letzten 10 Jahren änderte sich jedoch das Bild, als chinesische Touristenmassen die Destination entdeckten. Heute säumen fast ausschliesslich Touristen-Shops die Hauptachsen, welche chinesischen Souvenir-Plunder sowie Snacks für den chinesischen Geschmack anbieten. Die typisch chinesische landesweite „disneyifizierung“ hat begonnen; alles wird auf Entertainment ausgelegt, Kultur interessiert die meisten Chinesen nicht besonders.

Südliches Stadttor von Dali

Südliches Stadttor von Dali

Hmmh, endlich wieder Kaffee und Kuchen!

Hmmh, endlich wieder Kaffee und Kuchen!

Wir sehen es optimistisch und geniessen unser gemütliches Hostel (welches Wärmedecken auf den Matratzen hat – dies kompensiert ein wenig für unsere fehlenden warmen Kleider), staunen über die schönen, alten Häuser und Stadttore mit farbigen Details und Holzschnitzereien und besuchen jeden Tag die grossartige Bäckerei unter deutscher Leitung wo wir jeweils ein Vermögen für Cheesecake, Kaffee, Brot und Konfitüre ausgeben.

Ausserdem ist es auch hier noch relativ einfach, den chinesischen Massen zu entkommen, denn diese sind bekanntlich ja eher bewegungsfaul und lassen sich sogar mittels Elektro-Personentransport-Mobilen durch die Altstadt kutschieren anstelle zu spazieren. In den Seitengassen beherrscht überraschend noch das lokale Leben die Szenerie, Läden mit undefinierbarem Angebot, Einwohner sind mit Flechtkörben auf dem Rücken am einkaufen auf dem täglichen Markt, dazwischen flattern ein paar aufgeregte Enten schnatternd über die Strasse und bei den Hauseingängen hocken rauchend ein paar alte Angehörige der hiesigen buddhistischen Bai Minderheit mit ihren selbstgebauten Bambus-Wasserpfeifen.

In Dali treffen wir also nicht nur erstmals auf erste Anzeichen der in Südostasien so präsenten Post-Hippie-Kultur (hängengebliebene Westler in Batik-Kleidung und filzigen Rastas) sondern auch zum ersten Mal auf eine Religion in dem sonst fast durchwegs atheistisch scheinenden China.

Wir lernen, unsere eigenen Dumplings zu machen - und können nachher auch alle essen!

Wir lernen, unsere eigenen Dumplings zu machen – und können nachher auch alle essen!

Markteingang in Dali

Markteingang in Dali

Hierher verirren sich erstaunlich wenige Touristen

Hierher verirren sich erstaunlich wenige Touristen

Dabei gehören die Märkte jeweils zu unserem Standardprogramm

Dabei gehören die Märkte jeweils zu unserem Standardprogramm

Viele der angebotenen Waren werden gleich vor Ort von Hand gefertigt

Viele der angebotenen Waren werden gleich vor Ort von Hand gefertigt

Die Flechtkörbe sind hier beliebte Einkaufs- und Transporthilfen

Die Flechtkörbe sind hier beliebte Einkaufs- und Transporthilfen

Der Schlächter macht Pause - hier wird nicht zimperlich mit den Tieren umgegangen

Der Schlächter macht Pause – hier wird nicht zimperlich mit den Tieren umgegangen

Beim Markt

Beim Markt

Beim Markt

Beim Markt

Beim Markt

Beim Markt

Chaotisch - die Chinesen benötigen ewig um einfachste Verkehrsknoten zu lösen

Chaotisch – die Chinesen benötigen ewig um einfachste Verkehrsknoten zu lösen

Türverzierung am nördlichen Stadttor

Türverzierung am nördlichen Stadttor

Kormoranfischen gehört leider der Vergangenheit an und wird heute nur noch für die chinesischen Touristenmassen vorgeführt

Kormoranfischen gehört leider der Vergangenheit an und wird heute nur noch für die chinesischen Touristenmassen vorgeführt

Auf dem Weg zu einem weiteren Markt am nördlichen Ufer des Erhai Sees treffen wir auf Maria und Ivan aus Spanien. Sie sind in Australien gestartet und auf dem Weg in den (kalten) Norden

Auf dem Weg zu einem weiteren Markt am nördlichen Ufer des Erhai Sees treffen wir auf Maria und Ivan aus Spanien. Sie sind in Australien gestartet und auf dem Weg in den (kalten) Norden

Markt in Shaping

Markt in Shaping

Die lokalen Ethnien kleiden sich keineswegs für die Touristen in ihrer traditionellen Kleidung (wir waren die einzigen Touristen) - für sie ist dies normale Alltagskleidung

Die lokalen Ethnien kleiden sich keineswegs für die Touristen in ihrer traditionellen Kleidung (wir waren die einzigen Touristen) – für sie ist dies normale Alltagskleidung

Ein weiterer herrlicher Markt, einfach zum beobachten und staunen

Ein weiterer herrlicher Markt, einfach zum beobachten und staunen

Hier finden wir auch den schimmligen Tofu

Hier finden wir auch den schimmligen Tofu

Besenmann

Besenmann

Pfannkuchenfrau - ja, die Farbe ist seltsam

Pfannkuchenfrau – ja, die Farbe ist seltsam

Unterschiedlicher Hutgeschmack

Unterschiedlicher Hutgeschmack

Ein kleiner aber total untouristischer Markt

Ein kleiner aber total untouristischer Markt

Zurück nach Dali entlang der verkehrsarmen Seestrasse

Zurück nach Dali entlang der verkehrsarmen Seestrasse

Gewitter im Anzug in Dali

Gewitter im Anzug in Dali

Von Dali bis zur laotischen Grenze sind es knapp 1’000 Kilometer, die wir in 15 hügeligen Velotagen hinter uns bringen. Nach dem Städtchen Weishan, das aussieht wie aus einem Filmset über das alte China entsprungen, geht es über unzählige Pässe und durch gesichtslose Orte in Richtung Süden. Landschaftlich gefällt es uns sehr gut hier im Yunnan, aber am meisten aber freuen wir uns über die Menschen, die länger je freundlicher und offener zu werden scheinen. Kinder winken als wir vorbeirollen, Erwachsene rufen uns des öfteren ein beherztes Hello! zu. Endlich! Wir waren es etwas leid, ständig immer nur ausdruckslos angestarrt zu werden. Und so vergehen die Tage, die Vorfreude auf Laos wächst.

Nette Begegnungen - hier ein Jiaozi-Verkäufer der alles über unsere Reise wissen wollte. Ohne ein Wort Englisch versteht sich.

Nette Begegnungen – hier ein Jiaozi-Verkäufer der alles über unsere Reise wissen wollte. Ohne ein Wort Englisch versteht sich.

In einem Nudelshop on the road...

In einem Nudelshop on the road…

Durch herbstlich braune Landschaften geht es südwärts

Durch herbstlich braune Landschaften geht es südwärts

Weishan hat sich seinen alten Stadtkern bewahren können - wir geniessen das herumschlendern ohne die Touristenmassen Dalis

Weishan hat sich seinen alten Stadtkern bewahren können – wir geniessen das herumschlendern ohne die Touristenmassen Dalis

Meist organisieren wir noch immer unser Mittagessen jeweils schon morgens - so sind wir unabhängig, denn Restaurants gibt es ausserhalb der Dörfer kaum welche

Meist organisieren wir noch immer unser Mittagessen jeweils schon morgens – so sind wir unabhängig, denn Restaurants gibt es ausserhalb der Dörfer kaum welche

Noch nie war Essen so einfach wie in China (sofern wir einen solchen Laden hier finden) - einfach auf das Gemüse zeigen, "tchao" für "gebraten" aufsagen und geniessen

Noch nie war Essen so einfach wie in China (sofern wir einen solchen Laden hier finden) – einfach auf das Gemüse zeigen, “tchao” für “gebraten” aufsagen und geniessen

Auf Fleisch verzichten wir meist - die Chinesen sind ziemlich brutal zu den Tieren...

Auf Fleisch verzichten wir meist – die Chinesen sind ziemlich brutal zu den Tieren…

Auch im Yunnan wird jede nutzbare Fläche bewirtschaftet

Auch im Yunnan wird jede nutzbare Fläche bewirtschaftet

Kleines Dorf um Zhenyuan

Kleines Dorf um Zhenyuan

China verändert sich rasant, kein Dorf ohne brandneues Quartier, auch wenn diese meist noch leerstehen

China verändert sich rasant, kein Dorf ohne brandneues Quartier, auch wenn diese meist noch leerstehen

Lediglich der Abschnitt von Zhenyuan nach Anban bringt unsere tägliche Routine etwas ins Wanken. Zum ersten Mal nämlich verfahren wir uns, dass es so richtig weh tut. Vertrauensselig folgen wir der geteerten Strasse auf einen Pass hoch und verpassen dabei eine unscheinbare Abzweigung auf eine ungeteerte Strasse. Sowohl auf der Papierkarte wie auch auf den digitalen OSM Karten die wir verwenden ist nicht ersichtlich, dass die Strassenqualität so abrupt endet und die letzten 40km auf übelsten Schotterpisten zurückgelegt werden müssen. Zwar bemerken wir den Fehler lediglich 5km später, haben seither aber bereits wieder 300 Höhenmeter erstrampelt welche wir nun wieder runtersausen dürfen. Noch nie hat eine Abfahrt derart weh getan. Was wir in 1,5h erkämpft haben, ist mit 10 Minuten Abfahrt wieder zunichte gemacht. Zähneknirschend holpern wir auf der bisher übelsten Strasse Chinas weiter und erreichen den kleinen Ort Anban erst weit nach Einbruch der Dunkelheit. Verrückt wie dunkel die Nächte im ruralen China sind! Unsere Lampen beleuchten nur gerade einen kleinen Bereich vor unseren Velos, gerade genug um den grössten Steinen auszuweichen. Um uns herum ist es zappenduster, sogar die wenigen Bauernhöfe und kleinen Siedlungen die wir passieren haben lediglich eine handvoll düstere Laternen aufgehängt und scheinen nicht mit dem Stromnetz verbunden zu sein.

Die schöne asphaltierte Strasse weicht 40km vor Anban dieser Holperpiste

Die schöne asphaltierte Strasse weicht 40km vor Anban dieser Holperpiste

Das Klima wird von Tag zu Tag feuchter, je mehr wir in den Süden kommen. Um Dali war die Landschaft noch herbstlich braun und trocken, spätestens ab der Ortschaft Jinggu wechselt die Vegetation. Seit einiger Zeit fahren wir bereits entlang weitläufigen Bananen- und kleineren Ananasplantagen – um die Stadt Pu’er weichen diese aber gross angelegten Tee- und Kaffeeanlagen, dem Markenzeichen Yunnans. Der ursprüngliche, dichte und dschungelartige Primärwald wurde lediglich an den steilsten Passagen stehen gelassen (die einzigen Landstriche die China zum Nature Reserve gemacht hat – zu steil zum bebauen) und sonst grösstenteils gerodet, um Platz für den Anbau zu schaffen. Bis zur laotischen Grenze treffen wir immer wieder auf riesige Plantagen, wobei den meisten Platz die Gummibäume einzunehmen scheinen. Kautschuk scheint hier ein lukratives Geschäft zu sein, denn viele Einzelpersonen fahren die stinkende, weisse, klebrige Masse auf ihren Motorrädern umher.

Wir fahren durch das Anbaugebiet des bekannten Pu'er Tees

Wir fahren durch das Anbaugebiet des bekannten Pu’er Tees

Nicht nur der Tee erstreckt sich über riesige Flächen

Nicht nur der Tee erstreckt sich über riesige Flächen

Sondern auch die Bananenplantagen sind immens

Sondern auch die Bananenplantagen sind immens

Lustigerweise gibt es in den Dörfern um die Bananenregionen keine einzige Banane zu kaufen! Wohl, weil alle selbst einen Bananenbaum im Garten haben...

Lustigerweise gibt es in den Dörfern um die Bananenregionen keine einzige Banane zu kaufen! Wohl, weil alle selbst einen Bananenbaum im Garten haben…

Etwas bescheidener sind da die Ananas - oftmals müssen sie sich sogar zwischen den Gummibäumen einen Platz vorliebnehmen

Etwas bescheidener sind da die Ananas – oftmals müssen sie sich sogar zwischen den Gummibäumen einen Platz vorliebnehmen

Angezapfter Gummibaum - das gesammelte Sekret wird per Motorrad zur Sammelstelle gebracht

Angezapfter Gummibaum – das gesammelte Sekret wird per Motorrad zur Sammelstelle gebracht

Dort wird der Gummi verdickt und zu solchen übelriechenden Fladen geformt

Dort wird der Gummi verdickt und zu solchen übelriechenden Fladen geformt

Bei der entspannten Stadt Jinghong erreichen wir schliesslich mit dem Fluss Mekong einen alten Bekannten und planen einige Ruhetage im Ort. Gleich nach der Ankunft jedoch ziehen wir los um der Schweizer Bäckerei im Ort einen Besuch abzustatten. Schon Mireille und Roger haben uns noch in der Schweiz von dieser Bäckerei vorgeschwärmt. Seit wir definitiv Richtung Laos unterwegs sind ist klar, dass wir diesen Ort passieren werden und wir freuen uns somit schon seit Wochen auf die prophezeiten Butterzöpfe und andere Leckereien. Nach zwei Tagen erfolgloser Suche erfahren wir jedoch schliesslich, dass diese vor einem Jahr nach Chengdu umgezogen ist. Skandal! Enttäuscht futtern wir uns dafür in den anderen Cafés durch, aber einen Butterzopf konnten wir nirgends auftreiben.

Die Chinesen schaffen es zudem auch nach knapp drei Monaten immer noch, uns zu überraschen. Im Supermarkt nämlich, als wir gerade unsere Milch und Zubehör fürs Zmorge Müesli zusammenkramen realisieren wir plötzlich, dass die sonst allzeit präsenten Angestellten fehlen. Normalerweise lauern nämlich gleich Dutzende gelangweilte Verkaufsassistentinnen auf potentielle Opfer. Sobald wir den Laden betreten, werden wir mit einem Sprüchlein und teilweise sogar mit einer eleganten Verbeugung begrüsst und gleich mal lautstark mit den aktuellsten Sonderangeboten konfrontiert. Danach werden wir auf Schritt und Tritt verfolgt, kritisch beobachtet, welches Produkt wir gerade aus dem Regal genommen haben und manche nehmen es uns auch gerne mal aus unseren Händen und reden auf chinesisch auf uns ein, als würden sie sagen wollen Kauf das nicht, das ist nicht gut – dieses hier ist besser.
Aber heute sind wir irgendwie unbeaufsichtigt, wo sind denn alle? Als wir um eine Ecke biegen, glauben wir unseren Augen nicht zu trauen. Da stehen sie alle, aufgereiht entlang den Regalen und singen! Im Hintergrund läuft nämlich wie meistens irgendeine süffige chinesische Ballade und sämtliche Angestellten singen mit und haben erst noch eine Choreografie einstudiert! Das ist ja wohl wirklich kaum zu glauben und wir stellen uns vor, wenn die Geschäftsleitung der Migros ihren Angestellten eine solche Anweisung vorschreiben würde! Wir flüchten zur Kasse, aber auch als Kassiererin hat man es nicht besser, denn nachdem diese uns mit der ladenüblichen Begrüssungsfloskel willkommen geheissen hat, muss sie uns nach jedem Produktscan den Gesamtpreis laut ablesen. Glauben wir zumindest, denn sie redet jedenfalls ununterbrochen. Die spinnen die Chinesen.

EIn seltsames Knirsch-Geräusch begleitet uns schon seit einigen hundert Kilometern - es sind wohl die Kugellager in Miguels Hinterradnabe, die nach 15'000 Km sichtbare Kratzspuren aufweisen. Keiner der Velomechaniker hat jedoch Ersatzkugellager in dieser Grösse, wir versuchen es in Luang Prabang wieder. Knirsch, knirsch, knirsch...

EIn seltsames Knirsch-Geräusch begleitet uns schon seit einigen hundert Kilometern – es sind wohl die Kugellager in Miguels Hinterradnabe, die nach 15’000 Km sichtbare Kratzspuren aufweisen. Keiner der Velomechaniker hat jedoch Ersatzkugellager in dieser Grösse, wir versuchen es in Luang Prabang wieder. Knirsch, knirsch, knirsch…

Mit dem Grenzübertritt nach Laos betreten wir (mit Ausnahme von Istanbul und Hong Kong für Nora) erstmals auf dieser Reise eine Region, die wir bereits früher schon einmal bereist haben. Ausserdem reisen wir das erste Mal wieder westwärts und sind durch die Zeitverschiebung Europa wieder eine Stunde näher.

China empfanden wir als ziemliche Herausforderung. Sehr gefallen hat uns der kulturelle Teil: die Terracotta-Armee, die Grosse Mauer, die Altstadt Beijings sowie die Ethnischen Minderheiten hier im Südwesten des Landes – viele der dort gewonnenen Eindrücke gehören zu den Highlights unseres China Aufenthalts, genauso wie die faszinierenden Karstlandschaften von Guilin. Die Märkte Chinas zählen zu den buntesten und fotogensten die wir je gesehen haben. Besonders staunten wir über die kulinarisch-kulturellen Unterschiede: Hunde-, Katzen-, Rattenfleisch, Restaurants mit Schlangensuppe aus fünf verschiedenen Schlangenarten, der Kopf eines Fisches ist beliebter (und teurer!) als der Körper, Tofu mit einer dicken Schimmelschicht überzogen gilt als Spezialität…und das ist nur eine kleine Auswahl an kuriosem Essen. Wie sie aber mit den Tieren umgehen, konnten wir nicht immer unterstützen. Sehen wir es jedoch positiv: Würde sich die ganze, riesige Masse Chinesen schweizerisch verhalten und sich nur die besten Stücke eines Tieres herauspicken, anstatt dass alles verwertet und gegessen wird, entstünde bei 1,3x Milliarden Menschen eine beträchtliche Menge „tierischen Abfalls“, der dann vielleicht – wie das europäische Poulet ohne Brust – auf dem afrikanischen Markt landet.

Kulinarisches Highlight: Die Suppennudeln in den Restaurants der Hui Minderheit werden gleich nach der Bestellung frisch zubereitet:

Kulinarischer Tiefpunkt: Essende Chinesen sind Barbaren. Schmatzend, choderend, rauchend und ungewünschte Happen direkt aus dem Mund zwischen die Beine auf den Boden fallenlassend.. zusammen mit dem Plastik, in welchem das Geschirr jeweils aufgetischt wird und den Servietten...

Kulinarischer Tiefpunkt: Essende Chinesen sind Barbaren. Schmatzend, choderend, rauchend und ungewünschte Happen direkt aus dem Mund zwischen die Beine auf den Boden fallenlassend.. zusammen mit dem Plastik, in welchem das Geschirr jeweils aufgetischt wird und den Servietten…

Sehr herausfordernd und beinahe schon etwas enttäuschend war China im Bezug auf die Kommunikation mit den Einheimischen. Noch selten hatten wir derart wenige Kontakte mit der lokalen Bevölkerung. Englisch versteht niemand, versuchen wir chinesisch zu sprechen, ernten wir verständnislose Blicke und verlegenes Lachen. Auch jegliche Pantomimen und Gesten, mit welchen wir uns bisher international erfolgreich verständigten, werden in China nicht verstanden. Die Chinesen scheinen einfach nicht mitzudenken, sind eher egoistisch veranlagt und die Aussage Meiyou (frei übersetzt: gibt’s nicht / darf nicht / kann nicht / mir egal / keine Lust / geht mich nichts an) scheint zu den Lieblingsantworten der Chinesen zu gehören. Es ist erstaunlich, wie wenig sich das Land international orientiert – allgemein haben wir noch nie ein solch abgeschottetes Land erlebt. Sogar der Iran war global besser eingebunden als China. Was ausserhalb Chinas vor sich geht, scheint hier niemanden zu interessieren – ja wir erkennen teilweise sogar Panik in den Augen der Menschen wenn wir, als offensichtliche Ausländer, auf sie zugehen und ihnen eine Frage stellen wollen. Zu gross ist wohl die Angst vor Gesichtsverlust. Nun verstehen wir im übrigen auch viel besser, weshalb die Chinesen ausschliesslich in einer Gruppe auf Reisen gehen. Sie haben nie gelernt, sich alleine durchzuschlagen – für uns tickt China halt anders, für die Chinesen jedoch tickt die ganze Welt anders. Beängstigend.

Nur wenige Gegenden scheinen noch unberührt - die letzten Tage in China fahren wir parallel zur Autobahn auf einer tollen Nebenstrasse durch dichten Dschungel

Nur wenige Gegenden scheinen noch unberührt – die letzten Tage in China fahren wir parallel zur Autobahn auf einer tollen Nebenstrasse durch dichten Dschungel

Im Dschungel ist alles etwas grösser: Vom Tatzelwurm...

Im Dschungel ist alles etwas grösser: Vom Tatzelwurm…

..bis hin zur Vegetation (hinter dem Blatt versteckt sich mein komplettes Velo)

..bis hin zur Vegetation (hinter dem Blatt versteckt sich mein komplettes Velo)

Wunderbare verkehrsarme, aber sehr hügelige Strassen zur laotischen Grenze

Wunderbare verkehrsarme, aber sehr hügelige Strassen zur laotischen Grenze

Suppenschlürfendes Grosi

Suppenschlürfendes Grosi

Müllabfuhr im ruralen China - alles von Hand

Müllabfuhr im ruralen China – alles von Hand

Typisch chinesische Kleinstadt

Typisch chinesische Kleinstadt

Im südlichen Yunnan stossen wir öfters auf Dai-Dörfer, erkennbar an den Stelzenhäusern

Im südlichen Yunnan stossen wir öfters auf Dai-Dörfer, erkennbar an den Stelzenhäusern

Etwas vom Schlimmsten fanden wir jedoch die momentane Bauwut im Land. Kaum ein Dorf das nicht über eine Baustelle im grossen Stil (aber leider stillos) verfügte – landesweit werden ganze Wohnquartiere hochgezogen und stehen danach leer. China produziert Geisterquartiere am Laufband und kümmert sich dabei nicht im geringsten um Mensch und Natur. Ausserhalb der Städte verschandeln brandneue, überdimensionierte Strassen das Landschaftsbild. Die Einwohner Chinas sehen es vielleicht als Aufschwung, als Fortschritt. Und auch wir würden lügen wenn wir die perfekten Strassen des Landes nicht geschätzt hätten. Dass diese Strassen jedoch im Hinblick auf die stetig wachsende Mittel- und Oberschicht gebaut werden, die bereits im Jahr 2013 im Durchschnitt 530’000 Neuwagen pro Monat (!!) in Verkehr setzten, macht uns etwas Sorgen. Von Umweltbewusstsein ist in China nicht viel zu spüren; tatsächlich ist die Luft hier derart schlecht, dass wir häufiger niesen oder husten als sonst und die Lungen teilweise spürbar brennen. Es verwundert nicht, dass die Regierung die korrekten Zahlen der Luftqualität zu vertuschen sucht, so wie aus diesem Artikel hervorgeht.

Noch nie waren unsere Kleider derart dreckig wie in China - auch nach dem x-ten mal auswringen tropft es pechschwarz runter

Noch nie waren unsere Kleider derart dreckig wie in China – auch nach dem x-ten mal auswringen tropft es pechschwarz runter

Aus diesen wohl erschwinglichen und deshalb weit verbreiteten Lastentransportern pufft uns jeweils eine schwarze Abgaswolke ein. Der Auspuff ist in China meist auf der rechten Seite...

Aus diesen wohl erschwinglichen und deshalb weit verbreiteten Lastentransportern pufft uns jeweils eine schwarze Abgaswolke ein. Der Auspuff ist in China meist auf der rechten Seite…

Anstelle einer entspannten Flussfahrt dem Mekong entlang treffen wir auf ca. 20km Baustelle - weshalb die bestehende Strasse in eine Autobahn verwandelt werden muss, obwohl im Nebental bereits eine solche existiert, können wir nicht nachvollziehen. Ganze Dörfer müssen Platz machen, diese Häuser hier haben (noch) knapp überlebt.

Anstelle einer entspannten Flussfahrt dem Mekong entlang treffen wir auf ca. 20km Baustelle – weshalb die bestehende Strasse in eine Autobahn verwandelt werden muss, obwohl im Nebental bereits eine solche existiert, können wir nicht nachvollziehen. Ganze Dörfer müssen Platz machen, diese Häuser hier haben (noch) knapp überlebt.

Ein heftiger Regenguss zum falschen Zeitpunkt...

Ein heftiger Regenguss zum falschen Zeitpunkt…

...verwandelt die Baustellen-Dreckpiste in ein Schlammloch...

…verwandelt die Baustellen-Dreckpiste in ein Schlammloch…

..resp. Lehm, der unsere Räder zwischen den Schutzblechen bremst und den Wechsler blockiert. Von Hand kratzen wir den Dreck immer wieder hervor...

..resp. Lehm, der unsere Räder zwischen den Schutzblechen bremst und den Wechsler blockiert. Von Hand kratzen wir den Dreck immer wieder hervor…

Zum Schluss noch ein paar lustige Sachen: Im Chinesischen scheint jedes Symbol aus einer Silbe zu bestehen. So entsteht dann die Fire exTiNGuisHerbox (anstelle Fire Extinguisher Box = Feuerlösch-Box)

Zum Schluss noch ein paar lustige Sachen: Im Chinesischen scheint jedes Symbol aus einer Silbe zu bestehen. So entsteht dann die Fire exTiNGuisHerbox (anstelle Fire Extinguisher Box = Feuerlösch-Box)

Im Supermarkt entdeckt: Honig und Muttermilch Tee

Im Supermarkt entdeckt: Honig und Muttermilch Tee

Haben wir nicht eingecheckt: Das irrationale Guesthouse (sollte wohl international heissen)

Haben wir nicht eingecheckt: Das irrationale Guesthouse (sollte wohl international heissen)

Trotzdem empfanden wir unsere Reise durch China als sehr spannend, enorm vielfältig und kontrastreich. Fast kein Tag verging, ohne dass wir aufs Neue überrascht wurden oder über das chinesische Verhalten schmunzeln mussten. Sobald wir dachten, wir hätten China verstanden zeigt sich das Land im nächsten Moment wieder von einer ganz anderen Seite. Es lässt sich einfach nicht abschliessend beschreiben oder einordnen.

Etwas können wir jedoch mit Sicherheit sagen: Es ist sicherlich das lauteste je bereiste Land bisher und wir staunen über die Toleranz (oder Ignoranz?!), welche die Chinesen ihren Landsleuten entgegenbringen. Der Lärmpegel ist Tag und Nacht immer sehr hoch, dazu eine kleine Anekdote: In einem Hotelflur ging das Licht einfach nicht an. Wir fuchtelten wie wild mit unseren Armen um den Bewegungsmelder auszulösen bis hinter uns ein Chinese seine Türe zuknallte – und das Licht anging. Akustische Auslösung. Ja, das macht Sinn in China.