An der Donau durch Serbien

Zdravo! (hallo!)

Zuerst dachten wir ja, dass wir den serbischen Wetterbericht entschlüsselt hätten:

  • Teilweise bewölkt = Regen
  • Nachmittags Aufhellungen = Regen
  • Im Laufe des Tages Wetterbesserung  = den ganzen Tag Regen

Als wir in Veliko Gradište als einzige Camper auf einem riesigen, mit scheinbar seit Jahren unbewohnten Wohnwagen übersäten Campingplatz gerade unser Zelt aufgeschlagen und es uns darin gemütlich gemacht hatten, zog eine dicke schwarze Wolke auf und ein happiges Gewitter entlud sich über unseren Köpfen. Es wurde pechschwarz, Blitze entluden sich in immer kürzeren Abständen in unmittelbarer Nähe, gefolgt von sekundenlangem grummelndem Donner und der heftig aufgekommene Wind rüttelte an unserem Zelt – kurz, es war richtig ungemütlich. Noch während wir überlegten, wie clever es wohl ist während einem Gewitter in einem Zelt zu hocken, „klopfte“ es draussen ans Zelt und haselnussgrosse Hagelkörner prasselten auf uns nieder! Somit war die Idee mit dem Zelt verlassen bis auf weiteres auch gleich wieder hinfällig geworden. Vor dem Zelt häuften sich die Eiskörner – hätten wir Cachaça, Zucker und ein paar Limetten dabei gehabt, hätten wir wohl prompt auf dieses grossartige Campingwetter angestossen. Später erzählten uns zwei Tourenfahrer, sie hätten während diesem Gewitter gar einen Kugelblitz gesehen – ein seltenes Phänomen!

Unser Zelt auf dem gespenstisch verlassenen Campingplatz

Unser Zelt auf dem gespenstisch verlassenen Campingplatz

Hagelgewitter

Hagelgewitter

Doch mittlerweile haben wir wohl (man glaubt es kaum!) das schöne Wetter gefunden! In den letzten zwei Tagen wurden wir nicht mehr verregnet und die Sonne begleitete uns somit während dem bislang schönsten Donau-Abschnitt durch das Eiserne Tor. Seit Belgrad waren wir ja der Donau mehr oder weniger gefolgt, oftmals leider nicht auf der offiziellen Velo-Route auf den Dämmen, da diese vom vielen Regen einer Schlammpiste ähnelten. Aber wie wir feststellten, bezeichnet der Begriff „Donau-Radweg“ nicht nur eine einzige Route, sondern die Strecke kann in unterschiedlichen Varianten befahren werden.

Ausfahrt aus Belgrad über die Donau - zusammen mit hunderten stinkenden Verkehrsteilnehmern

Ausfahrt aus Belgrad über die Donau – zusammen mit hunderten stinkenden Verkehrsteilnehmern

Statt des aufgeweichten Donauradwegs über die Dämme, nahmen wr die Hauptstrassen

Statt des aufgeweichten Donauradwegs über die Dämme, nahmen wr die Hauptstrassen

Die Nebenstrassen waren kaum befahren, herrlich!

Die Nebenstrassen waren kaum befahren, herrlich!

Teil des offiziellen Donauradwegs!

Teil des offiziellen Donauradwegs!

Mal wieder entlang dem Damm durch Kuh- und Schafherden

Mal wieder entlang dem Damm durch Kuh- und Schafherden

Mit der Autofähre übersetzten wir auf die andere Donauseite

Mit der Autofähre übersetzten wir auf die andere Donauseite

Trotzdem trafen wir hier, zwischen Belgrad und der bulgarischen Grenze, bisher am meisten andere Tourenfahrer, u.a. ein deutsches Pärchen in unserem Alter, welche dann ab Istanbul auf Bishkek fliegen wird. Sehr beeindruckt waren wir allerdings von den beiden Schweizern John und Noldi (zusammen bringen sie es auf 140 Jahre!), die wir in den letzten zwei Tagen immer wieder getroffen haben. Die beiden rüstigen Herren sind bei der Quelle in Donaueschingen gestartet und fahren der Donau entlang bis zu deren Einmündung ins Schwarze Meer, das sind ca. 2800km – und dies, nachdem sie letztes Jahr bereits von der Bretagne zurück in die Schweiz gefahren sind! Hut ab vor diesen beiden Radlern! Sie veranlassten uns, eine neue Seite zu unserem Blog hinzuzufügen: „Begegnungen“. Das gemeinsame Abendessen bot eine willkommene Abwechslung in unserem zweisamen Alltag.

Nach der Stelle, an der die Breite der Donau 6km beträgt, verengt sie sich durch das Eiserne Tor auf bis 150m (90m tief!)

Nach der Stelle, an der die Breite der Donau 6km beträgt, verengt sie sich durch das Eiserne Tor auf bis 150m (90m tief!)

Wir passieren mehrere unbeleuchtete Tunnels, teils über 250m lang

Wir passieren mehrere unbeleuchtete Tunnels, teils über 250m lang

Das tolle am Velo: Du kannst fast überall anhalten!

Das tolle am Velo: Du kannst fast überall anhalten!

Die Landschaft verändert sich - die Donau wird schmaler

Die Landschaft verändert sich – die Donau wird schmaler

Wunderschöne Strecke durchs Eiserne Tor

Wunderschöne Strecke durchs Eiserne Tor

Panorama kurz vor dem eisernenTor

Panorama kurz vor dem eisernenTor

Kurz nach dem engsten Teil - Blick auf Rumänien

Kurz nach dem engsten Teil – Blick auf Rumänien

Morgen werden wir Serbien bereits wieder verlassen und quer durch Bulgarien in Richtung Edirne fahren. Von den Serben waren wir übrigens sehr positiv überrascht, hupten und winkten sie uns doch immer aus ihren Autos zu. Immer stand uns jemand mit Rat und Tat zur Seite, sobald wir irgendwo an einer Strassenecke standen. Viele können etwas oder sogar sehr gut Deutsch, fast noch besser als Englisch. Als wir beispielsweise an einer Tankstelle eine Pause machten, sprach uns ein älterer Serbe an. Es stellte sich heraus, dass er sehr passabel Deutsch sprach und er uns gerne zu sich nach Hause einladen würde – falls wir auf dem Rückweg von unserer Reise wieder durch dieses Dorf fahren würden. 

Nationalsport der Serben scheint das Fischen zu sein – wo es nur ging, sahen wir entlang der Donau Männer am Fischen, oft ausgerüstet mit einem fix platzierten, etwas schäbigen Wohnwagen, um gleich mehrere Tage bleiben zu können.

Etwas ungewohnt war, dass in Serbien immer noch überall geraucht werden darf. Auch wenn du am Essen warst, wurde am Tisch nebenan geraucht. Ausserdem aufgefallen waren uns die vielen Gedenktafeln am Strassenrand für die Verkehrstoten – sie erinnerten uns jeweils daran, dass die Serben sehr gerne auch mal zu schnell fahren, was uns für einige Zeit wieder besonders aufmerksam in den Rückspiegel hat blicken lassen. Sowieso hat in Serbien das Auto an Stellenwert gewonnen, je schneller und dunkler der BMW, Mercedes oder Audi war, desto höher war (scheinbar) das Ansehen. Dazwischen tuckerten aber doch auch einige Ladas und Yugos (die heissen wirklich so!), sowie unzählige Traktore vorbei, die unsere Lungen etwas mehr als auch schon strapazierten. Die Abgase sind definitiv etwas dunkler und riechbarer geworden.

Nun geht es für uns wie gesagt weiter nach Bulgarien. Wir sind sehr gespannt auf dieses Land, von welchem bei uns in der Schweiz ja tendenziell eher nur Negatives bekannt ist.