Dober dan, liebe Freunde
Wir haben unser erstes Zwischenziel erreicht und sind seit gestern in Ljubljana! Die slowenische Hauptstadt verwöhnt uns mit einer Auswahl an Cafés, Shops, schöner Altstadt und viel Kultur – uns gefällt es! Für einige Nächte haben wir auch unser Zelt gegen ein Hostelzimmer eingetauscht und geniessen somit Bettdecke, Kissen und ein regensicheres Dach über dem Kopf. Unser Hostel war bis 1991 ein Gefängnis, wurde 2003 als Hostel umgebaut und wir hausen nun in einer der ehemaligen Zellen. Jede der Zelle wurde zudem von einem Künstler individuell gestaltet, sehr spannend also.
Aber nun der Reihe nach. Zunächst mussten wir ja noch nach Slowenien kommen und Miguel hatte ja unsere Fahrt über den Wurzenpass gross angekündigt. Es ist aber alles etwas anders gekommen. Schon bei der Abfahrt in Villach (Österreich) regnete es leicht und somit legten wir die rund 20km bis unterhalb des Passes etwas missmutig zurück. Miguel war gar nicht in der Form seines Lebens und futterte eine Mozartkugel nach der anderen, um sich bei Laune zu halten. Nach dem Mittagessen wagten wir uns auf die steile Passstrasse und stellten fest, dass diese wirklich seeehr steil ist und wir wie die Esel am Berg standen mit unseren 40- bzw. 50kg-Velos. Zudem war die Strasse sehr eng und stark befahren, die Velos zu stossen wäre also schwierig gewesen. Nach ca. 120 Höhenmetern (10-14% Steigung) verlangsamte ein Auto neben uns (mit Lörracher Kennzeichen!) und der Fahrer rief uns zu: „Nehmt doch die Strecke via Tarvisio, die ist flacher und es gibt erst noch einen Radweg. Hier seid ihr erst am Anfang!“. Aha so, danke für den Tipp. Vielleicht wäre etwas mehr Kartenstudium für uns Küenzlis angebracht anstatt ständig Kaffee zu trinken und den besten Nussgipfel zu suchen?! Somit drehten wir um, sausten wieder herunter und machten uns auf den Weg via Tarvisio. Dieser war zwar ca. 30km länger, dafür aber wirklich viel flacher. Lustigerweise trafen wir auf dieser Strecke noch ein Velo-Päärli aus Therwil, die von Zernez aus auf dem Weg nach Dubrovnik waren.
Die letzten 15km auf dem Weg nach Slowenien mussten wir dann im Dauerregen zurücklegen was mich nach diesem grauen kalten nassen Tag so grummelig machte, dass mir Miguel seine wertvolle letzte Mozartkugel anbot. Oha, was für ein Geschenk!! Pflotschnass in Kransjka Gora angekommen empfanden wir überhaupt kein Bedürfnis zu zelten und quartierten uns in einem Hotel ein was auch gut war, denn es regnete noch die halbe Nacht weiter.
Slowenien erwartete uns dann am nächsten Tag mit etwas Sonnenschein, grünen Wäldern, den schönen Julianischen Alpen, aber auch Schildern, die wir nicht mehr entziffern konnten, Leute, die wir nicht mehr einfach ansprechen konnten und Menükarten, die wir nicht lesen konnten. Nun haben wir das Gefühl, schon viel weiter weg von der Schweiz zu sein. Die Slowenen sind sehr freundlich und staunen über uns Packesel auf dem Velo, sind sie doch selber auch weniger auf dem Velo zu sehen als z.B. noch die Österreicher. Einem Fluss folgend fuhren wir nach Bled, einem sehr schönen Ort an einem See mit einer Insel in der Mitte, auf der ein Kirchlein steht. Sehr pittoresk und dementsprechend touristisch. Nach einem Hagel-Gewitter, das wir noch unter Bäumen abgewartet hatten, fuhren wir an das andere Ende des Sees und stellten motiviert unser Zeltlein auf, assen Znacht und dann fing es nochmals an zu tröpfeln….dann rauschte es irgendwo…hm, wir stellten unseren 13-Taschen-Haushalt unter das Überzelt, ich ging noch Abwaschen und dann legte erneut ein Gewitter los! Ich wartete beim Abwaschhäuschen und ging, als der Regen etwas nachliess, zum Zelt zurück. Oje, aber das ganze Zelt inkl. 13-Taschen-Haushalt stand in einem ca. 5cm tiefen See!!! Der bereits gesättigte Boden konnte das viele Wasser gar nicht mehr aufnehmen. Und Miguel schimpfte aus dem Innern des Zeltes heraus wie ein Rohrspatz, also in Sachen über-das-Wetter-pfuttern macht er mir langsam grosse Konkurrenz!! Unser tapferes Zeltlein hatte aber trotz See noch kein Wasser ins Innere gelassen, daher trugen wir es unter das Vordach eines in der Nebensaison geschlossenen Sanitärhäuschen. Und die 13 Taschen natürlich auch, dann die Velos. Und dachten dann, maaan jetzt längts also!! Wie wärs emol mit nid immer nass wärde?!
Unser Gepfuttere wurde erhört und die nächsten drei Tage hatten wir wunderbares Wetter. So geht das doch. Wir verbrachten zwei Tage in und um Bled, kletterten auf einer der Hügel und machten eine Velotour zu einem anderen, 25km entfernten See. Die Landschaft gefiel uns sehr gut und wir genossen die Sonne, das Nichtstun, informierten uns über das neue Land und lernten ein paar Survival-Wörter slowenisch.
Auch auf der Fahrt nach Ljubljana staunten wir über die vielen Wälder, inzwischen haben wir gelesen, dass die Hälfte von Slowenien aus Wald besteht. Kein Wunder kommt uns dieses kleine Land so unverbaut vor! Immer wieder erinnert uns die Landschaft auch an die Schweiz, wie sie wohl vor ca. 100 Jahren ausgesehen haben muss. Rund um Ljubljana ist es auch etwas flacher. Nun gewöhnen wir uns noch etwas an Slowenien, mit dem wir einerseits die (nicht nur sprach-) gewohnte Umgebung verlassen haben und das andererseits auch unser Tor zu weiteren slawischen Ländern wie Kroatien, Serbien etc. ist. Wahrscheinlich müssen wir auch bald einen Ersatz für Nussgipfel finden und uns an eine schlechtere Kaffeequalität gewöhnen – die erste Packung slowenischer Kaffee hat uns noch nicht umgehauen. Immerhin finden wir noch dunkles Brot! Dafür erleben wir Neues, haben im Supermarkt eine Auswahl von rund 10 Kartoffelsorten, könnten Fleischteile kaufen die wir kaum identifizieren können, haben entdeckt, dass Dörfer und kleine Städte keine Strassennamen haben, sondern nur Schilder mit den jeweiligen Hausnummern (z.B. „Birsfelden 1-6“, „Birsfelden 21-23“), gewöhnen uns an den etwas harten Klang der slawischen Sprachen, an zu enge Kleider der Frauen bei nicht zu schlanker Figur, an das anerkennende Nicken und die Begrüssung der vielen Slowaken, an denen wir jeweils vorbeiradeln bzw. schnaufen.
Ja, es geht uns gut und wir sind auch langsam etwas fitter auf dem Velo, so plötzlich aus dem Bürostuhl auf den Sattel zu wechseln und stundenlang in die Pedale zu treten war schon nicht ganz einfach. Wir sind nun am entscheiden, wohin wir weiterradeln sollen. An die Küste oder eher in Richtung Zagreb, Serbien, Donau, Bulgarien? Hm, die Qual der Wahl. Wir sind noch am diskutieren und lassen es euch dann wissen. Danke für eure lieben Kommentare, Tierbilder faszinieren bzw. polarisieren offenbar…wir hätten noch ein Bild eines Feuersalamanders falls das von Interesse ist 🙂 Nein im Ernst, es ist so schön zu wissen, dass so viele von euch mit uns mitreisen.
Noch ein paar Ljubljana-Impressionen: