Jedes Land hat so seine Eigenheiten – es gibt Länder, in denen wir uns vom ersten Moment an wohl fühlen, sei es wegen den Menschen, den Landschaften, dem Klima, dem Essen oder auch allem zusammen. Es gibt aber durchaus auch Länder, die uns nicht sonderlich behagen und wir am liebsten innert kürzester Zeit wieder verlassen möchten. Indonesien vereinigt für mich irgendwie beides zusammen, eine Art Hassliebe. Fast jeden Tag durchlebe ich Stimmungen von Faszination bis Weglaufen.
Dennoch gehört Indonesien zu den Ländern die uns auf eine sonderbare Art anziehen. Denn von unserem letzten Besuch vor vier Jahren sind hauptsächlich positive Eindrücke geblieben, unzählige Begegnungen mit freundlichen Menschen, grossartige Vulkanlandschaften – jede Insel ist wieder anders, eine Welt für sich, mit ihrer eigenen Kultur und oftmals auch Religion. Wie oft haben wir uns schon gefragt wie es überhaupt möglich war, dieses unübersichtliche Inselreich mit solch unterschiedlichen Menschen und Kulturen überhaupt zu einem einzigen Land zu formen? Dass wir uns damals acht Wochen lang mangels Alternativen fast jeden Tag von Nasi Goreng ernährt oder stundenlange Fahrten in den rasenden Minibussen auf schmalsten Strassen nur mit knapper Not überlebt hatten war uns zwar noch in Erinnerung, haben wir aber als Preis für die positiven Erlebnisse in Kauf nehmen wollen. Immerhin würde das Herumkommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – unbequem, überfüllt, für Menschen unter 160cm gedacht, fahrplanlos – entfallen, da wir diesmal unsere eigenen Räder dabei haben. Somit sind wir gerne und voller Vorfreude in das Inselreich auf dem ring of fire zurückgekehrt.
Die Einwohner von Java, Bali und einigen Regionen von Lombok sind sich Touristen gewohnt und beschränken sich meist auf das obligate Hello Mistääär! wenn sie uns sehen. Je weiter östlich wir jedoch gelangen, desto schwieriger fällt es uns festzulegen, wo wir die Trennlinie zwischen der überragenden Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen und deren anscheinend angeborenen und unüberwindbar starken Neugier ziehen sollen, wenn sie mal wieder unsere Privatsphäre verletzen. Die ununterbrochene Aufmerksamkeit sobald wir öffentlichen Raum betreten, hunderte von Hello Mistäär! jeden Tag, dutzende von Augenpaaren welche konstant und jeden Moment auf uns gerichtet sind geben uns kaum unsere Ruhe, die wir ab und zu brauchen um die Batterien wieder zu laden. Indonesien ist ein enorm intensives Land, das uns zuweilen etwas fordert da es uns kaum mal einen Moment gibt, in welchem wir unseren Gedanken nachhängen oder eine schöne Landschaft in Ruhe bestaunen können. Auch auf den weniger besiedelten Inseln, wie momentan Sumbawa, schaffen wir es nicht, am Mittag eine Pause im Schatten zu machen ohne Besucher zu bekommen die uns 100 Fragen auf Indonesisch stellen. Indonesier kennen keine „Ich will mal schnell alleine sein“-Zeit und würden es wohl auch nicht verstehen, selbst wenn wir es kommunizieren könnten.
Das “Problem” an Indonesien: Die Menschen sind beinahe schon liebenswert interessiert und derart euphorisch, dass wir ihnen nie lange böse sein können. Sie sind enorm herzlich und haben sich bis ins hohe Alter ihr kindliches Gemüt bewahrt. Nicht nur die vielen Kinder, denen wir tagtäglich begegnen, hüpfen teilweise vor Freude und klatschen in die kleinen Hände wenn sie uns sehen – bei Erwachsenen haben wir schon ähnliche Reaktionen beobachten können. Ausserdem besitzen die meisten Indonesier dieses spezielle, ansteckende Lachen, das uns schon vom letzten Mal prägend in Erinnerung geblieben ist. Thailand mag das Land des Lächelns sein, aber Indonesien ist das Land des echten, herzhaften Lachens. Noch selten haben wir in so viele offene, strahlende Gesichter geblickt wie in Indonesien. So ist jeder Tag Freude und Anstrengung zugleich, abhängig auch oft von der eigenen Tagesform. Oder auch von der Persönlichkeit – so stellen wir einmal mehr fest, dass Nora eindeutig mehr Menschen und weniger Distanz erträgt als ich. Und doch sind es jeden Tag viele kleine Momente, für die wir die Menschen in Indonesien lieben und glücklich sind, in diesem spannenden, vielseitigen Land unterwegs zu sein.

Gastfreundliche Menschen – wir finden immer jemanden, der uns beherbergt wenn es im Dorf kein Hotel gibt. Interessant dabei: Obwohl sowohl Lombok als auch Sumbawa als konservativ gelten, erleben wir viele Muslime hier als sehr gemässigt. Regelmässig stossen wir auf moslemische Frauen, die z.B. kein Kopftuch tragen.
Mittlerweile haben wir bei einigen lokalen Familien übernachten dürfen und einen Einblick in deren alltägliches Leben bekommen. Einer dieser Besuche war bei Lily’s Familie in Lomboks Hauptort Mataram und seither verstehen wir etwas besser, wie die hiesige Gesellschaft tickt. Lily hilft uns bei der Visaverlängerung, denn dafür brauchen wir eine lokale Person, die für uns bürgt. Sie betreibt ihr eigenes Geschäft in dem sie sich auf Steuerberatungen und Visa Dienstleistungen spezialisiert hat. Nachdem wir in ihrem Büro den Papierkram erledigt haben, lädt sie uns spontan ein bei ihr zu wohnen, da das Hotel doch sicher teuer sei. Obwohl ein Hotelzimmer so ziemlich den einzigen Fluchtort darstellt, wo wir vor den neugierigen Blicken und Fragen der Indonesier verschont werden, ziehen wir anderntags aus und richten uns in ihrem grossen Haus, etwas ausserhalb der Stadt ein.

Lily, Ehemann Abi und Tochter Zoya, welche gerade zum ersten Mal auf einem Sattel sitzt. Unter der Rubrik “Über uns” haben wir ein Gruppenbild der ganzen Familie gepostet.
Obwohl Lily aus einer armen Familie stammt, hat sie sich dank der Unterstützung eines Freundes ein Studium leisten können und danach ein eigenes Unternehmen gegründet, welches sie pragmatischerweise Lily Consulting nennt. Das Geschäft läuft gut und sie konnte sich bald dieses Haus bauen, sogar noch bevor sie ihren Ehemann Abi in Bali kennenlernte, der nach der Hochzeit bei ihr einzog. Später zogen auch ihre Mutter sowie ihr jüngerer Bruder Arie ins Haus, denn es war ja genügend Platz vorhanden und Mehrfach-Generationenhäuser sind hier absolut gang und gäbe. Mittlerweile gehört die Familie wohl eher zur oberen Mittelschicht in Lombok.
In den Tagen während wir auf unsere Visagenehmigung warten, beobachten wir interessiert, wie stark sozial sich das alltägliche Leben abspielt. Tür und Tor sind den ganzen Tag offen und ständig spaziert jemand herein, den wir noch nie gesehen haben, macht es sich auf dem Sofa gemütlich oder nimmt sich etwas aus dem Kühlschrank bis Lily oder Abi mit der zweijährigen Tochter Zoya vom oberen Stockwerk herunterkommen und den überraschend anwesenden Gast begrüssen.
Derart unkompliziert gehen auch alle mit uns Bule (Fremden) um. Im Vergleich zu anderen Ländern, wo wir teilweise für die ganze Dorfgemeinschaft Abend- und Nachtfüllende Unterhaltung boten und mehrmals darum betteln mussten, nun endlich schlafen gehen zu dürfen, gehen die Indonesier sehr gelassen mit Gästen um. Mi casa es su casa wird hier wirklich gelebt und wir geniessen es in einen Familienkreis hineinblicken zu dürfen, ohne den sonst üblich hohen Preis dafür zahlen zu müssen.
You have a home now in Lombok! meint Lily noch, als wir uns verabschieden und als wir zurückschauen steht die ganze Familie auf der Strasse und winkt uns nach. Nach dem langen Aufenthalt in einer Stadt haben wir Lust auf Meer und fahren ganz in den Süden der Insel, nach Kuta (Lombok – nicht zu verwechseln mit Kuta Bali!). Die Küsten um Kuta sind ein beliebtes Ziel für Surfer aus aller Welt und entsprechend gelassen geht es in dem Ort zu und her. Auch hier herrscht aber Hochsaison und das kleine Hotel, in dem wir absteigen, ist täglich ausgebucht mit Wellenreitern die jeden Morgen zu den Stränden fahren um zu schauen, ob die Wellen ideal brechen. Kuta wird einer dieser Orte in dem wir eigentlich zwei Nächte bleiben wollen, am Schluss wird es eine Woche. Wir geniessen die entspannte Atmosphäre des auf den ersten Blick bereits ziemlich touristischen Örtchens. Ich lasse mich sogar zu einer ersten Stunde Yoga überreden, ausserdem holen wir einige dringend benötigte Kalorien in einem fantastischen Burger-Restaurant rein und bereiten uns wieder auf das echte Indonesien vor, wo wir manchmal gar keine andere Wahl haben, als drei Mal täglich Nasi Goreng zu essen. Von nun an ostwärts wird es ziemlich untouristisch und somit intensiver. Zwei Velotage später nehmen wir eine weitere Fähre und setzen nach Sumbawa über.

Was viele vergessen: Lombok ist eine konservative, islamische Insel – vielleicht nicht der ideale Ort um im Bikini am Strand zu liegen. Man beachte die komplett bekleideten muslimischen Frauen im Hintergrund. Tourismus ist noch jung in Kuta und wir bemerkten regelmässig Einheimische, welche ungläubig und mit offenen Mündern an den halbnackten Touristen vorbeigingen.

Draussen toben die Wellen, zur Freude der Surfer – hinter dem Riff präsentiert sich die Bucht friedlich für Schwimmer und Schnorchler. Kuta hat Potential, vor allem seit eine halbe Autostunde entfernt der neue internationale Flughafen eröffnet wurde.

Wie lange diese Küstenstreifen wohl noch unbebaut bleiben? Lilys Bruder Arie, welcher im Grundstücksbusiness tätig ist, hat uns einige interessante Fakten dazu erzählen können. Im Hintergrund zeigt sich übrigens endlich mal Lomboks Hausvulkan, Rinjani.

Blick zurück auf Lombok, mit dem zweithöchsten Vulkan Indonesiens, Gunung Rinjani (3’726m) – ja, da bekommt man wieder einen Eindruck wie klein man sich fühlen kann gegen diese Naturgewalten.
Sumbawa sieht kaum Touristen, schon gar keine mit einem Velo. Kein Wunder können sich einige Sumbawesen kaum erholen als wir angerollt kommen. Noch mehr Menschen als sonst grüssen uns, andere lachen uns einfach zu, beobachten jede einzelne Bewegung die wir machen. Ganze Gruppen von Kindern rennen uns auf dem Schulweg nach, natürlich laut juchzend und lachend. Die coolen Jungs auf ihren fast schon schmerzhaft lauten Motorrädern drehen extra noch ein paar Runden um uns zu beeindrucken. Auf dem Markt bildet sich eine Menschentraube um uns wenn wir ein paar Bananen kaufen wollen. Das vorher leere Esslokal ist plötzlich dicht gedrängt mit Menschen, weil alle schauen wollen was wir bestellen und wie wir das Bestellte essen. Einer folgte uns einmal in ein Postbüro, lehnte sich lässig 20cm neben uns an den Schalter und verfolgte interessiert wie wir zwei Postkarten aufgaben. Er verliess das Gebäude zusammen mit uns und hockte sich wieder an die Strassenecke, wohl begierig hoffend dass nochmals etwas Spannendes passieren würde. Unverbesserlich diese Indonesier! Längers je mehr finden wir jedoch unsere Mittel und Wege um zu unseren benötigten Ruhepausen zu kommen.

Die Ruhe währt nicht lange – Mittagspause am Strand. In guter alter Zentralasien-Manier bereiten wir uns eine Nudelsuppe zu.

Erst nach einigen Tagen auf Sumbawa bekommen wir endlich die Umrisse des mächtigen Vulkans Tambora zu sehen. Dessen Eruption im Jahr 1815 sprengte den gesamten oberen Teil ab und tötete ca. 11’000 Menschen sofort. Weitere 60’000 starben an den langfristigen Folgen des Ausbruchs. Der letzte Ausbruch dieser Grössenordnung erfolgte mehr als 20’000 Jahre vorher, auf Neuseeland.

Von Meereshöhe wirkt er unscheinbar, aber ein Blick auf eine Reliefkarte zeigt das wahre Ausmass dieses Ungetüms. Oben rechts im Vergleich dazu das 1:1 Abbild des Vesuv. Der Ausbruch des Tambora hatte weltweite Auswirkungen. Das Jahr darauf ging als “Jahr ohne Sommer” in die Geschichtsbücher ein, da die Asche in der Atmosphäre das Sonnenlicht abblockte und unter anderem für Missernten in Amerika und Europa sorgte.

Sumbawa ist reich an Bodenschätzen, welche jedoch von ausländischen Firmen gewonnen werden. Die Insel besitzt eine der weltgrössten Kupferminen, ausserdem wurde vor drei Jahren eine weitere Goldmine entdeckt.

Auf Sumbawa sind Nahtransporte per Kutsche Standard – so können auch alle Einkäufe vom Markt nach Hause transportiert werden.

Für Verbindungen in andere Städte muss dann schon auf den Linienbus umgestiegen werden – nur ist dieser ofmals bis auf den letzten Platz besetzt. Zu Gunsten der Frauen und älteren Personen sitzen die Männer auf dem Dach oder hängen sich an die Türen.
Die Velotage sind insofern intensiv da uns mindestens die Hälfte der Menschen (und ausnahmslos ALLE Kinder) auf der Strasse zuwinken oder mit einem, ja ihr habt es erraten, Hello Mister! grüssen. Es fällt uns schwer, persönliche Begrüssungen einfach zu ignorieren, also winken wir zumindest zurück. So kommen wir abends meist mit schweren Armen an, ab und zu auch in einem Dorf ohne Übernachtungsmöglichkeit.
So landen wir eines Abends bei Nurma. Die 40jährige verkauft indonesische Gerichte an der Hauptverkehrsachse in einem selbstgebauten Strassenstand nicht weit von ihrem Haus entfernt. Sleep me house! meint sie mit einem verschmitzten Lächeln, als wir sie nach einem Losmen (Hotel) im Ort fragen. Wir folgen ihr zu einem unverputzten Backsteinhaus mit einem simplen Wellblechdach, natürlich mit der gesamten Kinderschar des Dorfes im Schlepptau. Nur, die älteste der drei Töchter ist zu Hause, hat ihren zweimonatigen Sohn im Arm und schaut fern. Das Haus ist spartanisch eingerichtet, der Fernseher steht in einer Art Wohnwand, die neben einem kleinen Tisch das einzige Möbelstück im Raum ist. Rasch werden zwei Plastikstühle zurechtgerückt und uns das Mandi (Bad) gezeigt, wo wir uns frisch machen können. Nurma scheucht die Hühner aus dem Zimmer und muss dann nochmals zum Strassenstand, lässt uns alleine mit der Tochter und der Nachbarskinderschar, welche neugierig durchs Fenster hereinschauen, das Haus jedoch nicht betreten.

Nurmas und Agus’ Haus. Auch hier gibt es keine verschlossenen Türen, die Gesellschaftsstrukturen sind enorm sozial – Privatsphäre gibt es kaum und niemand scheint sich daran zu stören. Die Nachbarskinder dürfen sich auf allen Grundstücken austoben.

Die Eingangstüre zum Haus, links geht es ins Schlafzimmer Nurma’s, abgeschirmt durch einen kleinen Vorhang. Agus schläft im Raum nebenan.
An wie vielen identischen, einfachsten Häusern sind wir bereits vorbeigefahren in Indonesien? So oder ähnlich lebt noch immer ein Grossteil der hiesigen Bevölkerung, einige haben nur ein paar Stunden Strom, andere müssen ihr Wasser noch immer beim einzigen Dorfbrunnen holen, wo sie sich auch duschen. In krasser Diskrepanz dazu stehen die touristisch erschlossenen Inseln im Westen, Lombok, Bali, Java. Kein Wunder gibt es in Indonesien einen „Linksrutsch“ – schafft man es, einen Job auf der Insel westlich der eigenen zu bekommen, hat man es geschafft. Denn der Standard wird im Grossen und Ganzen je westlicher, desto besser (abgesehen von Sumatra). Nicht umsonst hat Java die höchste Dichte an Menschen pro Quadratkilometer, dennoch sieht man dort kaum diese einfachen Holz- oder Steinhütten die hier im Osten häufig anzutreffen sind. Der Lebensstandard ist höher.
Als wir abends zusammen auf dem eigens ausgerollten Teppich sitzend zu Abend essen, erzählt uns Nurma mit wenigen englischen und viel indonesischen Wörtern, dass sie nicht lesen kann, nie zur Schule gegangen sei. Ihre Kinder sollten es einmal besser haben, meint sie, deshalb sei sie vor 15 Jahren für drei Jahre nach Kuala Lumpur, hat dort in einem Supermarkt gearbeitet, Englisch gelernt und wieder vergessen, das Geld nach Hause geschickt zu ihrem Mann und der ersten Tochter. Nurma, wie auch ihr Mann Agus essen das Reis und den Fisch geschickt mit den Fingern, benetzen dabei ihre Hände immer wieder mit etwas Wasser aus einer Schale. Agus streckt mir erneut den Teller mit den frittierten Fischen entgegen und fordert mich auf zu essen. Höflich nehme ich noch einen und zerkaue vorsichtig die feinen Gräten bevor ich herunterschlucke. Agus spricht kein Englisch, ist aber nichts desto trotz sehr kommunikativ. Wir zücken unseren Indonesisch Sprachführer und lernen noch einige neue Wörter dazu. Er war keineswegs überrascht, nach seinem Arbeitstag Fremde in seinem Haus vorzufinden und bringt uns fröhlich und fortlaufend sprachliche Unterschiede der beiden Volksgruppen auf Sumbawa bei, in dessen Übergangsgebiet wir uns gerade befinden. Weiter östlich würden die Menschen von nun an eher die lokale Sprache Bimanesisch als die Hauptsprache Indonesisch sprechen. Die Gelassenheit der Indonesier ist wirklich kaum zu übertreffen, „Stresslevel im Minusbereich“ nennen wir das manchmal – scheinbar nichts kann sie erschüttern. Sie nehmen das Leben stets mit einem Lachen. Diese Menschen ahnen gar nicht, dass die paar Wörter Indonesisch welche sie uns beibringen noch das wenigste ist, was wir von ihnen lernen können.
Wir sind froh um die Unterhaltung. Spätestens seit wir vor einigen Tagen in Lombok bei einem Dorfchef übernachten durften, der die ganze Zeit über kaum ein Wort über die Lippen brachte, sind wir dankbar wenn sich unsere Gastgeber in unserer Gegenwart offensichtlich wohl fühlen.
Kurz nach acht Uhr abends verabschieden sich die anwesenden Gäste langsam, der Bruder von Agus wohnt mit Frau und Kind im Haus nebenan, die älteste Tochter verschwindet mit Mann und Kind in die andere Richtung und Nurma drängt uns, unser Gepäck und die Velos hereinzuholen. Draussen ist es bereits dunkel. Wir realisieren, dass im kleinen Dorf bereits totenstille herrscht, hier geht man mit den Hühnern schlafen, steht aber auch mit diesen wieder auf. Kurz nach halb neun liegen wir in unserem auf dem Teppich aufgestellten Zelt uns lassen den Tag Revue passieren.
Am nächsten Morgen rennen bereits die drei halbwüchsigen Hühner ums Zelt, die Katze miaut verschlafen und als wir aus der bereits offenen Haustür schielen, erkennen wir hinter den spielenden Nachbarskindern im Vorgarten ein paar Pferde, die auf ihren Arbeitstag vor einer Kutsche warten. Nurma, Agus, Kinder und Enkel sitzen auf dem Vorplatz und haben bereits gefrühstückt. Es scheint als ob wir, neben dem Hahn welcher nun lautstark direkt neben dem Fenster kräht, zu den letzten im Dorf gehören, die aufgewacht sind. Ein Blick auf den Wecker: 06:08 Uhr.
Eineinhalb Stunden später rollen wir mit den Fahrrädern auf die Hauptstrasse und setzen unsere Reise fort. Von hinten überholt uns ein Auto, …ääääärrrrr!! hören wir nur noch aus dem offenen Fenster – das erste von vielen noch folgenden Hello Mister! eines neuen Tages. Wir sind bereit.
Selamat siang!
Yeah, ä neue Bricht. Ich gang mind. 1x am Tag go luege ob’s News vo euch git 🙂
Es isch guet nochvollziehbar, dass euch s’Interesse vo dr indonesische Bevölkerig zwüschedure chli z’vill wird und mä au gärn mol ä Momänt für sich hät. Für d’Lüt dört, sit dir aber die gross Attraktion und das löst denn die Begeisterig/Neugier us.
Bi dä momentane Temperature bi eus (v.a. im unklimatisierte Büro), mache die Meerbilder scho sehr glustig…
Ich wünsch euch witerhin tolli Begegnige aber au immer mol wider Zit für euch. Mä mues das Ganze jo au irgendwenn mol verarbeite.
Liebi Grüess
Barbara
Ihr Liebe!
No bevor ich dr Text han afo läse, het mi das erste Bild scho zum Lächle brocht. Wieder en super Schnappschuss! Bravo!
Danke für die interessante Gedanke, d Erläbnis und d Bilder. Ich cha mer vorstelle, dass es scho au ansträngend isch, immer so im Fokus z si. Anderersits münd ihrs au no ufsuuge…do bi eus isch jo oft s Gegeteil dr Fall und me luegt sich nit emol a, wenn me im Tram näbenenand sitzt.
Gäbet sorg bi dene vielne Vulkän…ich lueg momentan täglich s Vulkan-Buech mitem Manuel a, wo är vom Guido und dr Franziska het dörfe uslehne :-). Do mues me wohl immer uf dr Huet sii.
Ich vermiss euch…gäbet Sorg!
Umarmig
Hei, spannend, Ihr liebe Zwei!
Jetz gsähnd Ihr sogar dr Tambora-Vulkan, jo e Monster-Vulkan, woni scho viel drüber gläse ha. Hihi, ha letschthin dr Vulkan-Virus e bitz uf dr chliini Manuel chönne überträge, die rauchende und füürige Bärge fasziniere ihn au bereits…Gniesset die Vulkän, i wetti grad mit euch eine bestiege!
Herrlich au euri Erläbnis mit de Mensche in Indonesie. Also, mir isch die Offeheit und die Läbesfreud und die Gmeinschaftsfähigkeit sehr willkomme…au wenn me öppedie wieder e bitz Rueh brucht. Ich hoffe denn, wenn ihr emol wieder deheim sit, dass Ihr Zwei in unsere oft so freudlose Gsellschaft, wo mängmol au kei richtigi Willkommenskultur pflegt, als Bischpil es anders Verhalte zeiget, oder nid?
Also dank Text und Bilder kanni wieder emol wunderbar derby si. I bi so froh! Danke vielmol für euri Müeh, eus in dr heisse Schwiz ufem laufende z’halte, das isch nämlich nid sälbverständlich.
Bis gli gli wieder
Eure Gidiman
Ihr lieben Zwei!
Schön, wieder so viel von Euch zu lesen und auf super Bildern zu sehen. Das Bild bei “unter uns” passt ja wirklich sehr gut zu Eurem gegenwärtigen Leben, nämlich: Privatsphäre-Knappheit, “kein Foto ohne interessierte oder neugierige Anhänger”….. Ich fand das Bild mit dem Vergleich “Tambora-Vesuv” wirklich ein Hit. Danke. Eigentlich begann ich zu rechnen wie viele Vesuve es sein müssten, um die Fläche des Tambora auszufüllen, hatte dann aber doch nicht die Geduld dazu. Auf jeden Fall ist er tatsächlich ein Monster, dieser Tambora. Raucht er überhaupt noch, oder “schläft” er im Moment? Hin und wieder schaue ich mir Euer Gepäck etwas genauer an, es ist mir als habe da die eine oder andere Tasche ausgelebt und ist durch eine neue ersetzt worden, das gleich gilt für das Zelt, das war doch nie so lang, oder spielt die Perspektive der Aufnahme einen Streich??? Auf jeden Fall bleibe ich dran und wünsche Euch noch viele schöne Radel- Stunden, Tage, Monate???, Jahre? (uff nei-ei-ei-ein!)
Seid ganz lieb gegrüsst und hebet Sorg!
Mary-Jones
Liebe Mary-Jones,
mit deinem Enthusiasmus für unsere Reise machst du fast schon den überaus begeisterungsfähigen Indonesiern Konkurrenz, hihi! Der Tambora sah aus unserer Perspektive inaktiv aus. Also unsere Taschen sind (ausser Miguels Lenkertasche seit Hong Kong) immer noch dieselben – mittlerweile nur viel verbleichter als zu Beginn der Reise. Auch das Zelt ist noch das gleiche…vielleicht täuscht die Länge da es nur das Innenzelt ist. Seit wir in Malariagebiet gefahren sind schlafen wir meist in unserem Moskitonetz-Innenzelt. In den Taschen drin ist immer noch vieles seit Beginn dabei…wir tun uns sehr schwer mit Ersetzen da alles eine “Geschichte” bekommen hat…frag mal Guido und Franziska nach dem Kaffimaschineli-Ersetz-Drama :)!
Liebe Grüsse!
Super liebe Nora und lieber Michael
…” you have a home now in Lombok…” wie wunderbar. Nur so wie ihr reist,
indem ihr euch einlasst in privates Einheimisches, wohnen bei einfachen Leuten
z.B. kann man etwas spüren und erfahren von den verschiedenen Völkern. Sonst
ist man nur unterwegs in schönen Kulissen. Wir sind immer wieder begeistert von
euren tollen Berichten und sind jedes mal aufgeregt mit euch unterwegs.
Wir umarmen euch trotz Hitze, auch in Berlin, weiterhin viel Freude und bleibt Gesund
Gisela & Achim
Hallo ihr Lieben,
Danke für eure treuen Kommentare! Ja, die Neugier und Unbekümmertheit der Menschen hier ist beinahe schon ansteckend. Mittlerweile benehmen wir uns auch schon ganz indonesisch, verteidigen unseren Platz in der (nicht existierenden) Warteschlange beim Einkauf mit grosszügigem Einsatz unserer Ellenbogen, rühren in den Kochtöpfen und inspizieren den Inhalt bevor wir uns für ein Gericht entscheiden und lachen einfach mit den Menschen mit wenn wir uns gegenseitig nicht verstehen. Wir können dann ja mal versuchen, wie diese Verhaltensweise in der Schweiz ankommt. 😀 Liebe Grüsse!
Ihr LIEBE, ganz liebe Dank wiederum für die Uffschteller ! 🙂 Blog und die superschöne Ufnahme. Jedesmol wenn i inelueg, muess i grad lache; wäge dene härzige liebevolle lachende Kindergsichter… sooo super!schön; näbscht natürlig dä andere Fotos. Und wie immer so schpannend Eure Bricht. Danke für all Eueri Hingabe in all dene Länder: mit Mitgfühl versueche zverschtoh und einigermasse chöne Aneh in Euer SEIN, und ufneh, denn all das sind mir alli au. Mir sind verbunde mit ALLEM was IST.
wiiterhin viil Freud und Gnuss, au bi dene feine Gricht,( au bi uns däheim gits feini Curry`s) 😉 lueged guet zu all Euerne Körper 🙂 🙂 Uns gohts sehr guet, vor allem will die gröschti Hitz nüm do isch.. liebevolli Umarmige
….sehr e luschtige, amüsante Bricht, wo s’Läbe vo de Indonesier sehr guet überebringt, dangge 🙂 Bim Läse vom letschte Satz (im Büro :-)) hani lut miesse uselache bi “äääärrrrr”….:-) gänd Sorg, ich dängg an Euch, Big Hug
Wunderschöni Foteli sind wieder uf eurer Site. Und Ihr strahlet immer no!
Nora gniess din hütige Tag. Uftrag an Michi: duesch d Nora schön verwöhne!
Bisou und alles alles gueti Nora
Ich stoss hüt uf di a!
Nathi
Du Liebi, danke! Es isch e sehr schöne Dag gsi, sind am 4i in dr Dunkelheit losgloffe und uf e Vulkan klätteret! Cha bestätige dass dr Michi din Uftrag erledigt het 🙂
Und jo, immer no am strahle… Indonesie macht glücklich! Umarmig, Nora
Jee halloo Ihr Liebe
so härrlig, irgendwie sone dütsches Wort dert uff däre Insle, nimm a immer no Flores ? Frogt sich welles Ende, vo der Insel vo dä Wält/Erde oder vo Euere Reis in selli Richtig??? 🙂 🙂
liebi Härzgrüess
Nanu, ist das wirklich das Ende? Ende der Tour? Ende des Weiterkommens? Ende von Indonesien? Ende der Welt? Ende der Begeisterung? Ende der Körperkraft? Ende von was auch immer? Lustig auf jeden Fall, dieser Name.
Schönes noch-nicht-zu-Ende, wünsche ich Euch
Liebe Grüsse
Mary-Jones
Ja, in Ende ist wirklich Ende – zumindest was unsere aktuelle Reiserichtung in Indonesien angeht. Wir kehren bald um und gehen zurück zu unserem “zweiten Zuhause” in Lombok, um unsere Visa nochmals zu verlängern.
Ende bezeichnet also nicht zwingend das Ende der Begeisterung, der Körperkraft oder gar der Reise. Aber wir nehmen den Namen der Stadt als Anlass um die Richtung zu wechseln. 😉
Liebe Grüsse aus es-ist-noch-nicht-zu-Ende!
`
Hä jo isch doch klar: Michael Ende…. 🙂 wo steggt den d Nora??? 🙂 🙂
Hallo Ihr Lieben
Vorerst etwas verspätet herzliche Gratulation zum 35. Geburi von Nora. Ich versuchte es schon mal, aber die Übermittlung gelang mir nicht. Indonesien ist ein Viel-Inselstaat und Viel-Völkerstaat, was Ihr natürlich auf euren Velotouren sehr intensiv feststellt. Die Kommentare und die Bilder fazinieren mich. Die Menschen in den ländlichen Regionen sind sehr gastfreundlich und denken offenbar nicht zuerst an Money, Money. Wie sieht es mit der Gastfreundlichkeit in den Grossstädten aus? Ich hoffe und wünsche, dass Ihr auf eurer Forschungs-Velotour noch viel Überraschenes und Grossartiges erleben dürft.
Lieben Gruss, Josef und Götti von Nora
Lieber Götti, so schön das du mitliest und schreibst! Wir haben uns sehr darüber gefreut. Ja, Indonesien ist wirklich faszinierend mit seiner Vielfalt und die Gastfreundschaft berührt uns immer wieder. In den grösseren Städten sind die Menschen fast genauso gastfreundlich und offen wie auf dem Land, das erstaunt uns an diesem Land immer wieder.
Danke für die guten Wünsche und ganz, ganz liebe Grüsse! Nora
Ihr Lieben
Diesmal kurz auf diesem Weg…
Kuta Beach auf Lombok! Wow! Da kommen mir unvergessliche Erinnerungen an längst vergangene Zeiten! Meterhohe Wellen, einsame Strände, eine reine Männerwelt (die Frauen kriegten wir kaum zu Gesicht!), ….
Natürlich kann ich Eure Begeisterung für dieses Land sehr gut verstehen. Ich war überwältigt, war für mich doch Indonesien der Einstieg in Asien! So fröhliche,aufgestellte Leute – mindestens in den nicht stark islamistischen Gebieten…
Nora, Dir noch ein ganz herzliches Dankeschön für Deine “Geburtstagsspende”. Ich weiss dies sehr zu schätzen.
Ab übermorgen bin auch ich wieder unterwegs, diesmal an die Ostküste der USA – zuerst an eine Hochzeit und dann in die nordöstlichsten Staaten dere USA (Maine und Vermont).
Weiterhin alles Gute und liebe Grüsse
Niklaus