Hello Mister! Go to Bali?

Die Menschen in Indonesien sind spontan und nie verlegen, uns mit einem bewundernswerten Enthusiasmus das Erste zuzurufen, das ihnen auf Englisch einfällt: So hören wir Good Morning bis in den späten Abend, Welcome, Goodbye, I love you, Please photo, Fragen wie How are you? und What country? aus entgegenkommenden Autos, ohne dass wir dabei immer eine Antwort geben können, da sie uns längst passiert haben. Meist hört sich dies als ein GoodmorningGoodbyeWelcomeHelloMistääärHowareyouGotoBali???!!!!! an, das uns immer zum Lachen bringt. Am häufigsten und typisch indonesisch ist aber dabei die Begrüssung Hello Mister, das mit der typisch indonesischen Betonung klingt wie Mist-äär oder Mist-her. So hören wir aus vielen Autos nur ein -äär!! und wissen genau, was gemeint ist. Auch für mich als Frau gilt das Hello Mister, da wird kein grosser Unterschied gemacht. Begleitet werden die Zurufe immer von einem Lachen und meist einem Winken. Sowieso das Lachen hier in Indonesien, es wurde noch in keinem Land so herzlich, oft, echt und offen gelacht. Egal über was, wen, warum oder wieso. Ob nun über unsere Indonesisch-Kenntnisse, die immer wieder Anlass zu Lacher geben (und die grosse Kunst der Menschen: Wir fühlen uns dabei nie ausgelacht!), über Miguels Körperlänge im Vergleich mit der eigenen, das Posieren von einem Hotelangestellten mit meinem (verschwitzen!) Velohelm auf dem Kopf vor den Velos… die Gründe sind verschieden, aber immer gleich ist diese ansteckende Freude und das Lachen, die uns stets ein Gefühl von Willkommensein und Freundlichkeit geben.

Konnten wir in Malaysia beim Radeln noch stundenlang unseren Gedanken nachhängen, sind wir nun unterwegs so richtig beschäftigt. Hier ein HelloMisthäär, auf der anderen Seite ein GotoBali?, zurückwinken und dabei nicht zu lange den Blick von der Strasse nehmen und schon gar nicht mit dem Velo nach links (die Gräbli sind tief!) oder rechts (viel Platz zum Überholen bleibt den Fahrzeugen nicht) abdriften. Aber es macht unglaublich Spass und wäre perfekt, wenn da nur der viele Verkehr nicht wäre. Für die Menschen hier sind wir ein kurioses Duo, denn als weisse Ausländer kommen wir offensichtlich aus einem reichen Land, sind jedoch mit dem Verkehrsmittel für Arme unterwegs: einem Velo. Hier fährt nur noch Velo, wer sich keinen Roller oder Motorrad leisten kann. Und das sind – dank günstigen Krediten – nicht mehr viele. So sind wir so gut wie die einzigen, die nicht motorisiert sind und durch die Vielzahl der Motorräder (Autos können sich dann doch nur wenige leisten) erreichen die Abgase auf der stark bevölkerten Insel Java ein kaum mehr ertragbares Niveau. In den Städten geht es nicht mehr ohne Mundschutz, auch erstaunlich viele Indonesier und Indonesierinnen schützen sich mit einer Gesichtsmaske vor den Abgasen. Zudem beklagen sich auch viele über die schlechte Luft. Und doch wollen alle Mobilität, einen Motor, sich nicht einschränken wollen. Irgendwie kommt uns das bekannt vor.

Nur noch wenige sind wie wir mit dem Fahrrad unterwegs.

Nur noch wenige sind wie wir mit dem Fahrrad unterwegs.

Auch die (noch) zahlreich vertretenen Rikscha-Fahrer sorgen sich wohl ernsthaft um ihre Zukunft. Dies ist wohl die letzte Generation dieser urchigen Tradition. Auf Pump können sich die meisten IndonesierInnen ein Motorrad leisten und machen die Muskelkraft der Rikschamänner überflüssig.

Auch die (noch) zahlreich vertretenen Rikscha-Fahrer sorgen sich wohl ernsthaft um ihre Zukunft. Dies ist wohl die letzte Generation dieser urchigen Tradition. Auf Pump können sich die meisten IndonesierInnen ein Motorrad leisten und machen die Muskelkraft der Rikschamänner überflüssig.

Die einzigen Kundinnen der Rikschafahrer sind ältere Damen, die mit ihren schweren Einkäufen nach Hause kutschiert werden.

Die einzigen Kundinnen der Rikschafahrer sind ältere Damen, die mit ihren schweren Einkäufen nach Hause kutschiert werden.

Im Park in Malang werden wir von Faud und Lisa angesprochen. Sie stellen uns viele Fragen, dabei wollen sie auch wissen: Why do foreigners always walk? Ja, dann fällt es uns auf: In Indonesien geht niemand zu Fuss. Auch kürzeste Distanzen werden mit dem Roller oder dem Bemo (Nahverkehrsmittel) zurückgelegt. Es sei ihnen aufgefallen, dass Ausländer immer und wohl auch gerne zu Fuss unterwegs sind. Dabei – und hier müssen wir ihnen recht geben – ist dies in Indonesien mühsam, denn Trottoirs sind, wenn überhaupt vorhanden, eher als Hindernisparcours zu verstehen, der viele Verkehr ist laut und stinkig, die Strasse überqueren eine Herausforderung. Wir können ihnen keine befriedigende Antwort auf ihre Frage geben.

Faud und Lisa wundern sich über die vielen Touristen, die zu Fuss unterwegs sind. Vielleicht liegt es daran, dass man als Tourist stets ein Mehrfaches des normalen Preises bezahlen muss...?

Faud und Lisa wundern sich über die vielen Touristen, die zu Fuss unterwegs sind. Vielleicht liegt es daran, dass man als Tourist stets ein Mehrfaches des normalen Preises bezahlen muss…?

Verkehrsaufkommen in Malang - eigentlich gäbe es ein Veloweg...

Verkehrsaufkommen in Malang – eigentlich gäbe es ein Veloweg…

Der viele Verkehr und die engen Strassen sind für uns kein Veloparadies. Und doch geniessen wir die Tage unterwegs, nicht nur wegen den Menschen, sondern auch wegen den wunderbaren Landschaften. An den imposanten Vulkanen können wir uns kaum sattsehen, an der Flanke kurven wir um den Vulkan Semeru herum, der immer wieder kleine Aschewolken in die Luft bläst. Das Land ist entsprechend fruchtbar, überall finden sich Anbauflächen, so dass kein Platz ungenutzt bleibt. Wir radeln das erste Mal seit Monaten wieder von Meereshöhe auf 700 Meter, abends finden wir es dann sehr kühl und packen die warmen Schlafsäcke aus, obwohl es nachts auch auf dieser Höhe immer noch 21°C hat. Wie sollen wir es je wieder in wirklich kühle Temperaturzonen schaffen?! In Java sind wir wieder auf die Hilfe von Einheimischen angewiesen bei der Schlafplatzsuche. Wild zelten ist unmöglich, denn es gibt nur Anbauflächen, Häuser, Strassen. Jeder Fleck wird auf der so stark bevölkerten Insel genutzt. So fragen wir am ersten Abend bei der Hauptmoschee in einem keinen Dorf, ob wir hier irgendwo unser Zelt aufstellen dürfen. Sogleich werden wir zum Moscheeverantwortlichen geführt und in seinem Haus in einem leerstehenden Raum einquartiert. Er und seine Frau haben dennoch wenig Zeit für uns, denn während des Ramadans haben sie viel zu tun. Trotzdem lässt es sich seine Frau nicht nehmen, uns zur Essenszeit Pisang Goreng (frittierte Bananen) als Snack vorbei zu bringen.

Gastfreundliche Menschen. Links die Frau des "Masjidi" - also des Moscheeverantwortlichen. Rechts eine herbeigeholte Nachbarin, welche als Dolmetscherin fungiert.

Gastfreundliche Menschen. Links die Frau des “Masjidi” – also des Moscheeverantwortlichen. Rechts eine herbeigeholte Nachbarin, welche als Dolmetscherin fungiert.

Gunung Semeru ist mit 3'676m der höchste Vulkan Javas - alle paar Minuten schickt er zudem lustige Puffwolken in den Himmel.

Gunung Semeru ist mit 3’676m der höchste Vulkan Javas – alle paar Minuten schickt er zudem lustige Puffwolken in den Himmel.

Am nächsten Abend, als wir uns wieder nach einem Schlafplatz umsehen, erspähen wir von der Strasse aus ein grosses Gelände mit weitläufigem Rasen. Perfekt, sieht nach Schule aus, es sind gerade Schulferien und hier dürfen wir sicher über Nacht unser Zelt aufstellen. Wir rollen unsere Velos auf das Gelände auf der Suche nach einer zuständigen Person, als aus einem Gebäude plötzlich aufgeregtes Rufen zu hören ist. Sekunden später erscheint ein fröhliches Gesicht im Fenster, dann noch eines, und noch eines, und noch eines…. innert kürzester Zeit blicken uns unzählige Augen an, rechts alle Mädchen mit Kopftuch, links im Raum daneben alle Jungs. Unsicher winken wir zurück und als ein Lehrer aus dem Zimmer kommt – der Kleidung nach ein Muslim – denken wir, oje nun haben wir den Unterricht gestört! Er kommt auf uns zu und fragt nach der Begrüssung als erstes, ob wir Muslime sind. Miguel verneint und mir dämmert es, dass wir auf dem Gelände einer Koranschule gelandet sind und erwarte nach dieser ersten Frage, dass wir gleich wieder gehen müssen. Aber nein, er gibt uns zu verstehen dass wir problemlos auf seinem Rasen campieren dürften, er aber auch ein freies Zimmer mit eigenem Bad zur Verfügung hätte, welches er uns für die Nacht überlassen würde. Kurzerhand schickt er zwei Mädchen los, das Zimmer bereit zu machen. Der Unterricht scheint fürs erste beendet zu sein, die Mädchen stürmen aus dem Zimmer auf mich los. Sie küssen meine Hand, sind aufgeregt, Fragen auf Englisch und Indonesisch prasseln auf mich ein. Ich bin überfordert. Miguel tauscht sich kurz mit den Jungs aus und kümmert sich dann um die Velos und das Gepäck. Als ich inmitten der aufgeregten Mädchenmenge seinen Blick suche, reagiert er schon ganz indonesisch: Er lacht! Später realisieren wir dann, dass wir nicht nur in einer Koranschule gelandet sind, sondern dies auch ein Internat ist. So schlafen alle auf dem Gelände, auch in den Schulferien. Dies könnte ein unterhaltsamer Abend werden.

Girlpower! Die Mädchen sind kaum zu halten: "What's your name?" "Nora." "Kreiiiisch!!!"; "Where you come from?" "Switzerland." "Kree-iiiisch!"; "Uh, shall we take a picture together?" "KRREEEIIIISCH!!!!"

Girlpower! Die Mädchen sind kaum zu halten: “What’s your name?” “Nora.” “Kreiiiisch!!!”; “Where you come from?” “Switzerland.” “Kree-iiiisch!”; “Uh, shall we take a picture together?” “KRREEEIIIISCH!!!!”

Ein Platz fürs Zelt und vielleicht Zugang zu einem Klo resp. Wasser ist alles was wir brauchen

Ein Platz fürs Zelt und vielleicht Zugang zu einem Klo resp. Wasser ist alles was wir brauchen

Später geselle ich mich nochmals zu den Mädchen und jungen Frauen, versuche ihre Weltansicht zu verstehen, ihre Träume, ihren Alltag. Als sie mich auf meine Arbeit ansprechen frage ich sie daraufhin, was sie denn aus ihrem Leben machen möchten. I want family, meint eine. Family, children, be a good person. Alle können sich mit diesen Plänen identifizieren. Ich muss sehr irritierend auf sie wirken, verheiratet, kinderlos, auf dem Velo. Als sie in unserem Fotobüchlein meine Schwester entdecken, fragen sie auch bei ihr nach Kinder und als ich ihnen antworte, dass meine Schwester zwei und bald schon drei Kinder hat, sind alle sehr erleichtert. Ich merke, wie sie sich mit meiner Schwester – obwohl sie nicht präsent ist – viel mehr identifizieren können als mit mir. Sogleich möchten sie, dass auch meine Schwester bei ihnen in der Schule vorbei kommt, natürlich mit allen drei Kindern! Mir geht später noch tagelang durch den Kopf, dass sich keine etwas anderes zutraut, wünscht, vorstellt, wie eine Gesellschaft nicht nur vielen die Wahl, sondern schon nur den Gedanken, sich etwas anderes im Leben vorzustellen, nehmen kann. Dafür ist ihr Schönheitsideal paradoxerweise umso westlicher: Sie fanden ich sei gross, schlank, schöne Haare, helle Haut – also sei ich beautiful (trotz muffigen Fahrradkleidern!). Das ist mir auch schon vorher aufgefallen: Interessanterweise haben abgebildete Frauen auf Werbeplakaten oft ein westliches Aussehen und in den Läden findet sich kaum ein Körperpflegeprodukt, das nicht einen Whitening-Faktor beinhaltet. Eine möglichst helle Haut zu haben gilt hier als schön. Ich genoss den Austausch mit ihnen, ihre Neugierde, ihr Interesse an meiner Welt und wurde durch diese Frauenrunde sehr stark an den Iran erinnert, wo die Frauen ähnlich viel wissen wollten. Nur dass mir die jungen Frauen im Iran weniger konservativ erschienen als hier, doch ich glaube, ich habe es in diesem Internat auch mit Mädchen aus konservativeren Familien zu tun.

Als der Muezzin zum Abendgebet ruft und alle in der Schule nun das Fasten brechen dürfen, bringt uns der Lehrer Abendessen und Wasser vorbei, fragt ob alles gut ist oder ob wir noch etwas brauchen. Als wir ihm am Morgen bevor wir aufbrechen noch einen kleinen finanziellen Beitrag geben wollen, reagiert er fast beleidigt und will nichts annehmen. Einmal mehr beeindruckt uns auf dieser Reise die Gastfreundschaft, besonders die der Muslime.

Gerade als wir uns bei Einbruch der Dunkelheit per Velo in das einige Kilometer entfernte Dorf aufmachen wollen, bringt uns unser Gastgeber eine Iftar-Mahlzeit. Dankbar nehmen wir an.

Gerade als wir uns bei Einbruch der Dunkelheit per Velo in das einige Kilometer entfernte Dorf aufmachen wollen, bringt uns unser Gastgeber eine Iftar-Mahlzeit. Dankbar nehmen wir an.

Wir verbringen nun schon unseren dritten Ramadan in der muslimischen Welt. Hier in Indonesien ist es einfach, tagsüber Essen zu finden. Die Mehrheit ist in Indonesien muslimisch, aber nicht alle. Daher sind wir an den Essensständen, die mit Plakaten oder Tüchern abgedeckt werden, beim Essen meist in Gesellschaft. Abgesehen davon halten sich aber aus Respekt vor den Fastenden alle an die Regel, dass in der Öffentlichkeit nicht gegessen und getrunken werden darf. Für uns ist besonders das Trinken während dem Velofahren sehr schwierig, denn auf den Strassen in Java gibt es keinen Moment ohne Verkehr oder ohne Menschen, so dass wir extra Trinkstopps einlegen und hinter die Velos kauern, um dann jeweils eine ganze Flasche zu leeren. Jeden Ramadan auf dieser Reise haben wir etwas anders erlebt. In Indonesien ist es laut wie noch nie, denn stundenlang werden in den Moscheen Koranverse über Lautsprecher verlesen, mit Vorliebe von 3-4 Uhr morgens (vor dem Frühstück), von 15-17 Uhr (vor dem Fastenbrechen) und nach dem Essen bis weit nach 22 Uhr. Wir bewundern die Menschen, besonders diejenigen, die einer anderen Religion angehören, für ihre Toleranz gegenüber der fast schon Dauerbeschallung. In der Türkei gab es während des Ramadans diese „öffentlichen“ Koranlesungen via Lautsprecher nicht, dafür war es sehr schwierig, tagsüber Essen zu finden. In Tadschikistan merkten wir vor einem Jahr überhaupt nichts von einem Fastenmonat, sowieso war der Islam sehr wenig spür- und sichtbar in diesem Land. Wie gross die Unterschiede doch sind!

Während der Fastenzeit sorgen eigens aufgehängte Plakate für Diskretion beim Essen. Wir sind froh, diesmal nicht die einzigen Nicht-Fastenden zu sein.

Während der Fastenzeit sorgen eigens aufgehängte Plakate für Diskretion beim Essen. Wir sind froh, diesmal nicht die einzigen Nicht-Fastenden zu sein.

Um dem Verkehr zu entgehen wagen wir uns auf die Nebenstrassen, wo es zwar sehr idyllisch ist, die Strassenqualität jedoch auf Ackerniveau sinkt.

Um dem Verkehr zu entgehen wagen wir uns auf die Nebenstrassen, wo es zwar sehr idyllisch ist, die Strassenqualität jedoch auf Ackerniveau sinkt.

Ganz im Osten der Insel rollen wir um den letzten Vulkan herum, der an unserem letzten Tag auf Java noch ausbricht. Schon von weitem sehen wir die Aschewolke, die ostwärts in Richtung Bali zieht. Leider führt unser Weg in die Stadt Banyuwangi, die genau unter dieser Wolke liegt. Der feine Staub in der Luft erinnert uns stark an unsere Campingerlebnisse in der Wüste Omans, er brennt in den Augen, kratzt zwischen den Zähnen, setzt sich überall fest. Am nächsten Morgen sind unsere Velos eingestaubt, auf allen Oberflächen liegt der graue Vulkanstaub. Noch Tage später kommt bei der Handwäsche unserer Kleider der feine, graue Staub zum Vorschein, und das trotz unseres Waschmittels mit dem vielversprechenden Markennamen Klin.

Gunung Raung verunsichert uns einen Moment - sollen wir die Insel fluchtartig verlassen? Aber die Menschen reagierten höchstens etwas frustriert, da die Asche nun wieder tagelang überall zu finden ist.

Gunung Raung verunsichert uns einen Moment – sollen wir die Insel fluchtartig verlassen? Aber die Menschen reagierten höchstens etwas frustriert, da die Asche nun wieder tagelang überall zu finden ist.

Wir verlassen Java und nehmen die Fähre auf die Insel Bali, eine Stunde dauert die Fahrt zwischen den Inseln. In unsere Richtung will fast niemand reisen, denn wegen dem kommenden Ende des Ramadans sind viele Javanesen, die auf Bali arbeiten, unterwegs nach Hause um für diese Feiertage zu ihren Familien zurückzukehren. Auf Java wird erwartet, dass der Verkehr gegen Ende Ramadan ein unvorstellbares Ausmass erreicht und wir wurden mehrfach davor gewarnt, dann unterwegs zu sein. Uns genügt schon der normale javanische Verkehr und so sind wir froh, die Insel eine Woche vor dem Ende des Ramadans zu verlassen.

Das Verkehrsaufkommen auf Java ist enorm - wir flüchten auf das hinduistische Bali bevor der Ramadan zu Ende geht

Das Verkehrsaufkommen auf Java ist enorm – wir flüchten auf das hinduistische Bali bevor der Ramadan zu Ende geht

Immerhin teilen sich oft mehrere Personen ein Motorrad: Mal durchzählen... 13 Personen auf vier Motorrädern! Absolut durchschnittlich.

Immerhin teilen sich oft mehrere Personen ein Motorrad: Mal durchzählen… 13 Personen auf vier Motorrädern! Absolut durchschnittlich.

Per Autofähre geht es auf die nächste Insel - auch auf dem Wasser herrscht reger Verkehr. Sogar die Kapitäne der Fährboote fahren typisch indonesisch, es wird gedrängelt und die Strömungen ausgenutzt um möglichst als erste andocken zu können.

Per Autofähre geht es auf die nächste Insel – auch auf dem Wasser herrscht reger Verkehr. Sogar die Kapitäne der Fährboote fahren typisch indonesisch, es wird gedrängelt und die Strömungen ausgenutzt um möglichst als erste andocken zu können.

In Bali angekommen rollen wir von der Fähre und durch den Ort Gilimanuk bis sich schon bald die Strasse teilt: Rechts geht es in den Süden nach Denpasar, links der Nordküste Balis entlang. Da der Norden ruhiger ist wollen wir dort entlang radeln und stellen erfreut fest, dass fast alle nach rechts abbiegen. Schon nach wenigen Kilometern sind wir alleine auf der Strasse, es ist still. So still, dass wir die Vögel hören. So gute Luft, dass wir das trockene Laub riechen, die Eukalyptusbäume, den frischen Teer. Und nicht mehr nur Abgase. Sehr erfreut über diese positive Abwechslung zum javanischen Strassenalltag radeln wir fröhlich dahin, schauen den Grüppchen von Affen zu, die sich am Strassenrand tummeln. Interessanterweise ist es in dieser Region von Bali viel heisser als gegenüber auf der Insel Java, die Vegetation ist viel trockener und alles wirkt dürrer. Diese Ecke der Insel muss wohl im Schatten der Berge liegen und weniger Regen bekommen. Ab und zu fahren Motorräder und Autos in überhöhtem Tempo an uns vorbei, das finden wir zwar auch nicht so toll (denn auf Java war wegen dem hohen Verkehrsaufkommen das allgemeine Tempo langsamer) aber dafür stinkt und lärmt es nicht ununterbrochen.

Bali - Wir sind doch sehr überrascht als wir feststellen, dass die Vegetation hier viel trockener ist, als noch auf der lediglich durch eine knapp 4km breite Wasserstrasse entfernten Insel Java.

Bali – Wir sind doch sehr überrascht als wir feststellen, dass die Vegetation hier viel trockener ist, als noch auf der lediglich durch eine knapp 4km breite Wasserstrasse entfernten Insel Java.

Bali wirkt wie ein separates Land in Indonesien. Hinduistisch anstatt muslimisch, ist es mit einer eigenen Architektur und Kultur kaum vergleichbar mit den anderen Inseln. Auf dem kleinen Bali finden sich mehr als 20’000 Tempel, jedes Dorf hat mindestens drei davon. Die Religion ist stark geprägt von Animismus und spielt eine grosse Rolle im Leben der Menschen. In diesen Tagen findet eines der wichtigsten und grössten Feste statt, Galungan. Hierbei siegt das Gute über das Böse und die Balinesen ehren den Erschaffer des Universums und die Geister ihrer Vorfahren. Kunstvoll geschmückte Bambusstangen mit Gaben schmücken die Strassen, um die Geister willkommen zu heissen wenn sie während Galungan auf Besuch kommen.

Die meist handgefertigten reich verzierten Bambusstangen vor den Hauseingängen sind Bestandteil des Galungan Festes. Nicht selten baumeln Bananen oder Orangen von den Stangen herunter - wohl um die hungrigen und missmutigen Geister zu besänftigen

Die meist handgefertigten reich verzierten Bambusstangen vor den Hauseingängen sind Bestandteil des Galungan Festes. Nicht selten baumeln Bananen oder Orangen von den Stangen herunter – wohl um die hungrigen und missmutigen Geister zu besänftigen

In Pemuteran finden wir eine schöne, ruhige Unterkunft. Nun sind wir wieder im Touristengebiet, statt Nasi Goreng (fried rice) zum Frühstück wie in Java gibt es nun wieder in guter, alter, südostasiatischer Manier Banana Pancakes. Die Menschen auf Bali sind viel zurückhaltender, wohl auch weil sie sich Touristen gewohnt sind. Wir radeln der ganzen Nordküste entlang und kommen rasch vorwärts, die Insel ist klein. Unterwegs müssen wir oft an die Frage von Faud denken, denn auch hier sind nur die Ausländer zu Fuss unterwegs. Wir erkennen sie jedoch nicht nur an ihrer Fortbewegungsart, sondern auch an den (manchmal zu) wenigen Kleidern, die sie tragen: Kein Indonesier und schon gar keine Indonesierin würde so viel Haut zeigen.

Postkartenstimmung auf Bali von unserem Hotelzimmer aus - Gunung Agung ruht friedlich im Hintergrund

Postkartenstimmung auf Bali von unserem Hotelzimmer aus – Gunung Agung ruht friedlich im Hintergrund

Schöne Buchten wie hier am äussersten Ostende Balis laden zum Schnorcheln und Tauchen ein

Schöne Buchten wie hier am äussersten Ostende Balis laden zum Schnorcheln und Tauchen ein

Im Landesinnern wartet eine abwechslungsreiche Landschaft von Vulkanen und Reisterassen - dazu der kulturelle Aspekt mit dem einzigartigen Hindu-Animismus-Gemisch, kein Wunder ist Bali die touristisch erfolgreichste Insel Indonesiens.

Im Landesinnern wartet eine abwechslungsreiche Landschaft von Vulkanen und Reisterassen – dazu der kulturelle Aspekt mit dem einzigartigen Hindu-Animismus-Gemisch, kein Wunder ist Bali die touristisch erfolgreichste Insel Indonesiens.

Jetzt im Juli ist Hochsaison in Bali und dementsprechend hoch ist das Touristenaufkommen. Für unseren Geschmack etwas zu hoch und da wir Bali bereits kennen, entscheiden wir uns eine Insel weiter zu ziehen: Lombok, diese Insel ist noch Neuland für uns.

11 thoughts on “Hello Mister! Go to Bali?

  1. Sali zäme

    Inere Koranschuel bzw. -Internat übernachtet! Wow, langsam aber sicher chönntet er es Buech usegeh mit de Überschrift “Die kuriosesten Übernachtungsplätze” 😉
    Aber die Meitschi send wörkli härzig. Eg chan mer das Gekreische doch vorstelle!

    In Bali ben eg ou mol gsi ond es het mer guet gfalle, vor allem im Landesinnere. Aber jetzt ben eg sehr uf Lombok gspannt. Eg ha doch scho ghört, dass Lombok no naturbelassener sig als Bali.

    De Gidiman het zwar gschriebe, es heig weniger Kommentär. Es esch halt sehr heiss i der Schwiiz, do läse wohl die meischte nome im Blog aber möge nömme schriebe 😉

    Wohe verschlots üch ächt nach Lombok? Die Insle het me wohl doch schnäll gseh. Eg be sehr gspannt!

    Liebe Grüess us de wonderschöne Schwiiz

    Claudia

  2. Huhu ihr zwei
    Danke für dr neui Blog. Jo das Internat mit dene Mädels isch sicher es idrücklichs Erläbnis gsi…und en Gsellschaft cha halt scho e Vorstellig vom Läbe vorgäh. So isch es z.B. bi uns au nit gärn gseh, wenn e Frau kei Usbildig macht und mit 18 scho Kinder het. In andere Länder isch das normal…
    D Föteli sind wieder emol super, v.a. die mitem Vulkan.
    Gäbet euch Sorg, reiset guet witer und lönds euch eifach guet go. Mit banana pancakes, herrliche frücht und was es sunscht no so git :-).
    Umarmiv

  3. Hallo zäme

    Danke für dr neu Blog mit dä tolle Bilder. Ich bi au vo dä Vulkanbilder sehr beidruckt. Find das immer wider total idrücklich wenn ich am Fuess vomene aktive Vulkan stand und dörf gseh/ghöre uf was füreme Pulverfass mir do eigentlich läbe…

    Ha grad schnäll Bilder vo Lombok googlet und mues säge, dört wär ich jetzt also au gärn. Das gseht jo wunderschön us. Freu mi scho uf euchi Bilder und Idrück vo dere Insle.

    Liebi Grüess & keep smiling
    Barbara

  4. Hei! Sind das wunderbari Bilder vom Vulkan uf Bali, i bi au immer fasziniert vo dene rauchende Schlots, wo eus ständig au säge wie dr griechisch Philisoph und Mathematiker: “panta rhei”= alles fliesst! Ebe nid nur s’Wasser, sondern nur e paar km unter uns, s’heisse Magma…. Guet sind ihr uf Lombok gange, dä “Fleischmäret”, wo d’WestlerInne uf Bali veranstalte isch jo würklich oft eifach “degoutant”. Gniesset die Rueh uf dere nid so bekannte Insle, s’eifach Läbe und d’Mensche.
    Bi de gspannt, öb ihr au es Wiederseh in Flores mached und natürlich au uf Sulavesi übersetzed….
    Jo, d’Bilder vo Java zeige scho dä unglaublich intensivi Verkehr. Die viele viele Töff händ is doch bereits in Thailand/Laos wie Wäspischwärm dünkt, wo eim dr Wäg und au d’Luft fascht abschniede….D’Luftqualität in de Städt isch jo miserabel!

    Dr “Schwarm” vo de junge Pubi-Fraue isch herrlich, d’ Gaschtfründschaft eimol meh dr Hit. Bedänkenswärt eher ihres Bild vo dr Frau im Weste, na ja. Do händ Ihr zwei denn ganz viel z’verzelle vo eurne Begägnige mit all dene Mensche i so vielne Länder, wo eusi westl. Kultur und Läbeswis als Säge oder Fluech empfinde.
    zB. isch jetz dr “Mc Donalds” bereits in de Startlöcher um uf Kuba könne ischtiege…und är wird leider au dört und in Burma erfolgrich si….Nora & Miguel, wie het doch min Gschichtslehrer am Gymi gseit?? “D’Lüt si nid dumm, d’Lüt si dümmer….”HiHi!

    Radled guet wiiter und siged fescht umarmt us em immer no heisse Baselbiet!

    Eure Gidiman

  5. Hallo ihr Zwei ,hitzige Sonnengruesse aus Berlin und danke für den schoenen Bericht nebst Fotos. Wir waren wieder mit euch unterwegs. Umarmung, GISELA +Achim

  6. Ein wunderbarer Bericht, liebe Nora, und natürlich ebenso wunderbare Bilder von Miguel: das Mädcheninternat (und Jungen-), die Gastfreundschaft der Menschen, die Vulkane, die Roller, Roller, Roller. Einfach unglaublich. Ein Satz des Berichts geht mir nicht mehr aus dem Kopf: “Wie sollen wir es je wieder in wirklich kühle Temperaturzonen schaffen?” Das tut irgendwie weh, denn es klingt so, als würdet Ihr Euch auf ein Bleiben in den Tropen einstellen. Dort irgendwo, irgendwas aufbauen etc.? Na ja, so weh es tun würde, Euch für immer weit weg zu haben, so hat halt doch jeder und jede von uns Menschen sein ganz persönliches Lebensschicksal und Lebensweg. Wir haben übrigens im Moment die Tropen hier und wenn es so weitergeht,….. haben wir Wüste…., denn es hat hier um Basel seit Ewigkeiten nicht mehr richtig geregnet. Im Moment sieht es so aus, dass am 1. Aug. keine Feuerwerke gezündet werden dürfen: Waldbrandgefahr. Dann also alles Gute weiterhin, geniesst es!
    Ganz liebe Grüsse von der ach! so heissen Schweiz. (I hate it!)
    Mary-Jones

    • Liebe Mary-Jones, aber nein, wir kommen dann schon wieder einmal nach Hause, nur wann wissen wir noch nicht genau! Aber da wir seit Februar Temperaturen zwischen 25-35 Grad gewohnt sind, fühlen sich 20 Grad bereits kalt an. Dabei geht es in der Schweiz ja noch viel kälter…wenn auch nicht im Moment! Liebe Grüsse von uns!

  7. Ihr Liebe, danke für dä wieder mol meh spannendi und interessanti Bericht. Es bitz hets mi an Iran gmahnt, au dört simmer immer agsproche und begrüesst worde. Und wieder mol meh die Gastfründschaft. Danke au für die wunderbare Bilder. Isch in Bali au Kopftuechpflicht für d Moslemfraue?? will usser dr Nochbürin vom Masjidi händ alli wibliche Wesen es Kopftuech a….
    Liebi Grüess und siged fescht umarmt
    Franziska

    • Hoi Franziska-Mami, schön dass schribsch! In ganz Indonesie isch kei Kopftuechpflicht, aber die meiste Fraue händ eins a. Jo und s Begrüesse und Agsproche wärde isch tatsächlich ähnlich wie im Iran…nume sind d Lüt do no viiiel neugieriger und kenne weniger Distanz! E Umarmig und gniesset s Älpli, Noratochter

  8. Ja hallo Ihr Lieben, ist das jetzt die Sulawesi-Insel? Habe gerade gesehen, dass da ein riesiger Vulkan nicht weit weg ist: der Tambora, der sei ja im 19. Jh. so stark ausgebrochen, dass man die Folgen bis nach Europa spürte und es sogar wegen mangelnder Sonne und Kälte eine Hungersnot hier gab. (So gehört in einer Reportage über Vulkane) Hier haben wir gerade wieder über 30° Wärme, und es soll noch einige Tage dauern…… für mich einfach zu heiss! Darum ist der Ventilator wieder voll in Aktion und ich dafür umso weniger…..Liebe Grüsse
    Mary-Jones

    • Nein, wir sind auf der Insel Sumbawa, nicht Sulawesi (dort ist Olivia übrigens!). Und der Tambora ist auf “unserer” Insel…du musst mal ein bisschen aus der Karte mit dem Pfeil rauszoomen, dann siehst du den Tambora mit einem kreisrunden, grossen Krater! Hoffe du hast keinen Stromausfall mit deinem Ventilator…hier passiert das ständig, der Standard wird von Insel zu Insel einfacher, je östlicher wir kommen. Liebe Grüsse!

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