Türkiye’ye Hoşgeldiniz!

Liebe Freunde,

Darf ich gleich zu Beginn rasch über das Wetter lästern? Endlich das gewitterreiche Bulgarien hinter uns gelassen freuen wir uns nach zwei sonnigen und heissen Tagen in Edirne, dass wir nun den Sommer gefunden haben. Aber zu früh gefreut, seit unserer Abfahrt aus Edirne regnet es täglich wieder, heute Mittag so stark und während Stunden dass wir das Weiterfahren abgebrochen und uns im Hotel einquartiert haben. Irgendwie scheint uns der Regen lieber zu haben als wir ihn – wie weit müssen wir denn noch fahren um endlich einmal ein paar aufeinanderfolgende Tage Sonne zu haben?! Scheinbar reichen 2’500km in die Türkei nicht. Ok fertig gelästert.

Regenbogen kurz nach einem (weiteren) Gewitter, Bulgarien

Regenbogen kurz nach einem (weiteren) Gewitter, Bulgarien

Seit unserem letzten Blogeintrag haben wir wieder eine Grenze passiert und sind nun in der Türkei angekommen. Die letzten 200km in Bulgarien haben wir sehr flott zurückgelegt, einmal fanden wir auch noch ein wunderschönes Plätzchen am See wo wir bei Sonnenschein unser Zelt aufstellten, uns auf einen schönen Abend am See freuten aber nur eine Stunde später im Zelt sassen, da es wieder einmal gewitterte. Noch nie haben wir schnellere Wetterwechsel erlebt als in Bulgarien, dieses Land toppt sogar noch Neuseeland! Näher und näher kamen wir der türkischen Grenze und als auch Istanbul das erste Mal auf einem Schild stand, freuten wir uns riesig! Top motiviert rollten wir der langen Lastwagenkolonne entlang, die sich vor dem Grenzübergang zur Abfertigung staute, winkten den Chauffeuren zurück und waren ziemlich aufgeregt. Die Türkei stand schon seit Beginn auf unserer Länderliste und mit dem Velo an der Grenze zu stehen war schon ein Erlebnis. Ganze fünf Kontrollposten mussten wir passieren, an denen unsere Pässe kontrolliert und die Velos und wir begutachtet wurden. Schlussendlich schienen wir Türkei-Tauglich zu sein, erhielten den Einreisestempel und standen schon nach wenigen Metern auf türkischem Boden vor der ersten Moschee. Rasch mein Trägershirt gegen das T-Shirt gewechselt und schon rollten wir in Richtung Edirne. „Hello Welcome Türkiye“ rief es aus dem ersten Auto, das an uns vorbeifuhr, dazu ein Gejohle, Gehupe und Gewinke. Ah hallo, so viel Enthusiasmus sind wir uns vom Balkan nicht gewohnt!

Grenzübergang Türkei - nach 2300km

Grenzübergang Türkei – nach 2300km

Auf dem Pannenstreifen der Autobahn rollen wir Hügel um Hügel Edirne entgegen und sind von dieser Stadt überrascht. Sehr übersichtlich, mit Fussgängerzone, vielen Restaurants und einer wunderschönen Moschee blieben wir gleich einige Tage um uns mit der Türkei in allen Hinsichten „anzuklimatisieren“. Wir haben nun schon einige Grenzen überquert, doch dieses Mal sind es einige Unterschiede: Die Religion, eine andere Mentalität, das Leben findet draussen statt, Bazaars, Fruchtstände, der Muezzinruf fünf Mal täglich, die Architektur – wir sind wirklich aus Europa herausgefahren. Auch in den Läden finden sich kaum noch uns bekannte Produkte bzw. Marken, hier gibt es für alles das türkische Pendant. Edirne war ein schöner Türkei-Start: Auf unserem Balkon hörten wir dem Muezzin zu, probierten das türkische Essen (Börek, Pide, Lahmaçun, Çiger (Leber), Köfte, Tavuk Şis…mmmh, zum Glück haben wir immer Appetit!) und die steinsüssen Desserts (naja mir sind sie definitiv zu süss, aber Miguel alias Mr. Dessert langte bei Baklava und Co. kräftig zu, waren doch die Wochen in Serbien und Bulgarien zu wenig Dessert-lastig für ihn), besuchten die wunderbare Moschee und lernten fleissig türkische Wörtli.

Einfahrt über eine ottomanische Brücke nach Edirne

Einfahrt über eine ottomanische Brücke nach Edirne

Lebhaftes Zentrum mit Fussgängerzone in Edirne

Lebhaftes Zentrum mit Fussgängerzone in Edirne

Von der ursprünglichen Stadt Adrianopolis ist nur noch diese alte Mauer und der Turm übrig

Von der ursprünglichen Stadt Adrianopolis ist nur noch diese alte Mauer und der Turm übrig

Selimiye-Moschee (erbaut 1568-1575) des bekannten Architekten Sinan

Selimiye-Moschee (erbaut 1568-1575) des bekannten Architekten Sinan

Der luftige Innenraum und die vielen Fenster sind beeindruckend

Der luftige Innenraum und die vielen Fenster sind beeindruckend

Selimiye Architektur

Selimiye Architektur

Selimiye Architektur

Selimiye Architektur

Selimiye Architektur

Selimiye Architektur

Wer schon immer mal wissen wollte, wie so ein Muezzin klingt, oder wieder mal einen hören möchte, kann sich dies hier anhören: (aufgenommen vom Balkon unseres Hotels um 22.50Uhr)

Die Türken sind sehr aufgeschlossen und furchtbar neugierig, wollen sie doch immer wissen woher und wohin und sowieso und überhaupt. Ja, da müssen wir schon etwas Auskunft geben können! Ohne Velo sind wir noch semi-undercover unterwegs, aber sobald wir auf dem Stahlross sitzen ist es vorbei mit der Unscheinbarkeit. Überall wird gehupt und gewunken und manchmal, wenn es doch etwas streng ist auf dem Velo, haben wir keine Zeit oder keine Hand frei, um zurück zu winken und nicken oder lächeln nur. Immer wieder ruft uns jemand „Welcome“ oder „very good“ zu, der Reifendruck wird kontrolliert und fachmännisch genickt (als ich vor einem Laden auf Miguel wartete), Kinder stehen mit ausgestrecktem Arm am Strassenrand und überschlagen sich fast vor Freude als wir sie im vorbeifahren „abklatschen“, es wird uns Çay angeboten und und und….es ist eine andere Welt hier und die Freundlichkeit der Menschen freut uns sehr und wir fühlen uns jetzt schon unglaublich wohl in diesem Land.

Und nachdem wir die deutschen Discounter à la Lidl und Co. In Bulgarien hinter uns gelassen haben erobern nun die Schweizer die Welt: Bei der Ausfahrt von Edirne entdecken wir auf der anderen Strassenseite plötzlich ein MMM MiGROS! Uh, schnell die Strasse überquert, die Velos abgestellt, wir rennen in den Laden und unsere Phantasien überschlagen sich mit Regalen voller Biberli, Schoggi, Chörnli-Brot, Nussgipfel, Fruchtwähe…..äh, leider nein. Die MiGROS Türk führte vor allem türkische Lebensmittel und nur einige Produkte sind an das Schweizer Prinzip angelehnt (M-Séléction Produkte). Dank Wikipedia fanden wir später heraus, dass MiGROS Türk 1954 als Tochterunternehmen der Schweizer Migros gegründet wurde, seit 1974 ist sie aber zu 100% in türkischen Händen, durfte jedoch den Namen und die Sortimentsgestaltung behalten. Tja, nichts gewesen mit Biberli und Co, aber wenn wir schon auf der ganzen Route hierher über LKWs fluchten, die für Detailhändler wie Lidl, dm und Billa Lebensmittel und andere Produkte durch ganz Europa karren, hätten wir die Biberli sowieso nur mit schlechtem Gewissen kaufen können.

Bei der Ausfahrt aus Edirne entdeckten wir die Migros!

Bei der Ausfahrt aus Edirne entdeckten wir die Migros!

Nun sind wir zwischen Edirne und Istanbul unterwegs und die Strasse geht rauf und runter und wieder rauf…. rolling hills vom Feinsten. Schaut übrigens mal unter „Begegnungen“ rein, wen wir gestern unterwegs getroffen haben – und ihr haltet uns für verrückt? 😉 Doch Istanbul naht, es sind noch ca. 140km und in wenigen Tagen werden wir dort sein. Wir freuen uns unglaublich auf diese Stadt und zusammen mit dem Velo dort anzukommen ist für uns beide sehr speziell. Mindestens eine Woche werden wir dort sein und hoffen, dass sich die Situation rund um den Taksim-Platz beruhigt, auch wenn wir sehr mit dem Demonstranten sympathisieren.

Ein Hügel reiht sich an den anderen

Ein Hügel reiht sich an den anderen

Die Türken trinken immer und überall Çay - wir gewöhnen uns daran

Die Türken trinken immer und überall Çay – wir gewöhnen uns daran

Vor diesem Gewitter kapitulierten wir und bezogen bereits nach 25km ein Hotelzimmer

Vor diesem Gewitter kapitulierten wir und bezogen bereits nach 25km ein Hotelzimmer

Eure Kommentare sind auch immer sehr lustig zu lesen, vielen Dank! Wir scheinen ja bei einigen von euch Erinnerungen ausgelöst zu haben mit unseren Berichten. Auch wurde unser im Nachhinein eingestelltes Filmli entdeckt (Bravo Herde!), gut zu wissen dass das klappt! Geniesst die sonnigen, heissen Tage die ihr vor euch habt und keine Klagen über zu heisses Wetter (gäll, Lex!)…!

Bis bald, wir melden uns in Istanbul wieder!

6 thoughts on “Türkiye’ye Hoşgeldiniz!

  1. Hey, megatoll jetzt sin ihr tatsächlich scho in dr Türkei! Scho diä erschte Idrügg sin jo superspannend und vo Istanbul wärde doch garantiert begeischtereti Bricht folge.:-) Das isch e Stadt wo mir persönlich no fehlt…die Lag vo däm Land, dr Bosporus und ebe halt das ständige pulsierende Läbe dusse hän mi immer fasziniert. Ich freu mi sehr uf Euri Mäldig vo dörte. Jä, i glaub mir alli sin total bi de Demonstrante und hoffe, dass sie öpis chöne erreiche. Trotz allem brodlets aber halt glaub scho no zimlig, dorum gänd unbedingt fescht Sorg. Übrigens, es sin wieder megasuperdupertolli Fötelis, Briederli, ganz genial isch das letschte vo Bulgarie mit em Rägeboge, Hammer! Aber au Euri Brichtli sälber läse sich so toll, spannend und luschtig, (Migros isch e Brüller) dass me Euch wirklich hört, wie ihr das verzelled! Ganz viel Schöns uf Eurem wytere Wäg, mutzis! Claudia

  2. Hey zwei!!!
    Bravo! Super sind ihr scho in dr Türkei!!!
    Tapfer bisch Nora mit däm viele Räge, oder eher dr Michi?! ;o)
    Er näbe mir uff em Sofa findets jo viel wichtiger dass me (Zitat) “d’Sunne im Härze het”!!!!
    Bi uns chunnt jo dr Summer au eher zögerlich.
    Är näbe mir uff em Sofa isch jo erst kürzlich mit Cedi und Epi in Istanbul gis. Sin Tipp, Zysterne! Sigi sehr guet, isch vo de Römer baut worde. Die hän mir vor luter Kaffi trinke nid gseh, Nora! ;o)
    Ihr fehlet uns natürlich scho langsam, z.B letscht Wuchenänd an dr “Traufi” vo Gabi und Daniel und Laurent! Zuedem kunnt jetzt langsam d’Whydrink-Zyt am Rhy.
    Also ihr liäbä, merci für das Update und die Föteli
    hebet Sorg!
    Big hug
    C und F

  3. Oh, ihr werdet Istanbul lieben!
    Mich haben die MiGROS’ auch irritiert… 😉
    Passt auf euch auf, nicht dass ihr zwischen die Fronten der Demonstrierenden und der Polizei geratet. Die Stadt hat aber auch viele andere schöne Orte nebst dem Taksim-Quartier zu bieten.
    Falls ihr Zeit und Lust habt, lege ich euch ein Abendessen im “Daipera” ans Herz. Das Essen ist sensationell da und Arzu, die Chefin, eine tolle Frau. Im Moment engagiert sie sich gerade bei den Demonstrationen.
    Die Türken sind absolut Social Media-verrückt: FourSquare zB steht hoch im Kurs. Hat mir einige tolle Restaurants- und Ausgeh-Tipps beschert. 😉
    Lg

  4. Hoi Travelos!!
    Hey super…s erste grosse Ziel erreicht. Komplimänt! Ich mues immer schmunzle, wenn ihr vo de Reaktione vo de Lüt schribet. Mitem Velo sind ihr halt no meh Exote.
    Was ihr scho jetzt vo dr Türkei schribet, tönt spannend und höchst interessant. Ich freu mi scho uf witeri Erzählige, Erläbnis und Idrück! Danke au Suti für die tolle Föteli, inkl. Muezzin

  5. Jo, jetzt lueg ämol a; tatsächlich scho in Istanbul! Uii das isch jetzt aber schnäll gange.
    Hallöchen Ihr Liebe
    Villicht händ ihr jetzt au ächli Africa biko wie mir. Isch grad schnäll ächli zheiss, wills so plötzlig jetzt isch. Mir händ jetzt am siebni zobe immer no 34°. Net schlecht gäll. Bin so froh, dass ihr soviel speziells ärläbet.Was ich doch immer muess lache, oder lächle. Na jo so märgt mer so richtig die verschiedene Kulture und Gepflogeheiten, eifach spannend mir Mensche 🙂 Wunderschöni Ufnahme und liebi Lüt uf dä Föteli ..hihi
    Also, dangg wieder für dä Bsuech im Blogg mit dä interessante Bricht. Wiiterhin soviel , gueti, luschtigi “Sehenswürdigkeite” und iidrüggligi Ärläbnis wünsch i Euch. Vieli Reiseengel möget mit Euch si. Ganz liebi Umarmige Mamiris

  6. Hallo ihr liebe Zwei! Immer wieder neui Überraschige im Blog (s. Muezzin). Ich bin tief beiidruckt wien Ihr s’wirckliche Reise dank em Velo erläbet, jedi Gränze isch wirklich ä Gränze, en Übergang zuenere neue Kultuer, mit allne guete Sache aber au Schwierigkeite und Schikane (5 Kontrolle…) wo das bedütet. Eifach herrlich, das mit Euch, vo witem zwar, aber so guet mitteilt und fotografiert, z’erläbe. Und jetzt sind Ihr jo scho z’Istanbul. Ich freue mi riesig of Eure Bricht vo dört. aber passet guet of Euch uuf.!!!!! Ganz härzlich Mary-Jones

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