Vielvölkerstaat Malaysia

In Malaysia erwartet uns eine andere Welt. Wir lassen das gewohnte Thailand hinter uns und rollen langsam in dieses neue Land. Es ist lauter, die Essensgerüche currylastiger, die Strassen schlechter. Verwöhnt vom perfekten thailändischen Asphalt müssen wir uns wieder angewöhnen, mehr auf Hindernisse auf der Fahrbahn zu achten. Dies fällt uns aber schwer, denn zum ersten Mal seit der Türkei werden wir nicht mit fremden Zeichen oder Buchstaben, sondern mit dem wohlbekannten lateinischen Alphabet konfrontiert. Wir können die Schilder wieder lesen und unsere Augen wandern automatisch zu jedem Wort. Und nicht nur das: Wie in der Türkei geht es bei gewissen Ausdrücken recht flott mit der Aneignung der neuen Sprache (vieles wurde aus dem Englischen übernommen): Die Strasse teilen wir uns mit Motosikal, es hupt uns ein Bas, ein Teksi oder ein Lori zur Begrüssung zu, im Restoran fragen wir nach einem Menu, essen eine Sup kari, trinken Teh und Kopi (meistens kalt mit Ais Kiub im Gelas) in einem Kafe, abends schlafen wir im Bajet Hotel (leider nicht im Butik Hotel). Bei akutem Zuckermangel gibt es ein Ais Krim oder ein Stück Kek, das wir am Kaunter bezahlen. Zwischen der Farmasi und dem Kolej Komuniti spielen die Kinder Futbol mit viel Freude und wenig Teknik und brauchen hoffentlich nie eine Ambulans oder Fisioterapi. Am meisten Freude macht uns natürlich das Basikal, obwohl wir die einzigen auf einem unmotorisierten Zweirad und daher nicht ganz so ekspres unterwegs sind.

Welcome to Malaysia! Wir können wieder lesen!

Welcome to Malaysia! Wir können wieder lesen!

Die schönsten Landschaften auf unserer Route durch Malaysia finden sich gleich zu Beginn: Zwischen der Grenze und der Insel Penang gibt es immerhin noch ein paar verstreute Karstfelsen und frisch angepflanzte Reisfelder zu sehen.

Die schönsten Landschaften auf unserer Route durch Malaysia finden sich gleich zu Beginn: Zwischen der Grenze und der Insel Penang gibt es immerhin noch ein paar verstreute Karstfelsen und frisch angepflanzte Reisfelder zu sehen.

Am zweiten Tag in Malaysia erreichen wir die Andamanensee. Wir folgen fortan der Küste entlang der Strasse von Malakka. Hier Fischerboote in einem kleinen Dorf.

Am zweiten Tag in Malaysia erreichen wir die Andamanensee. Wir folgen fortan der Küste entlang der Strasse von Malakka. Hier Fischerboote in einem kleinen Dorf.

Die kleinen Wege bescheren uns zwar mehr Kilometer, Umwege oder auch unverhoffte Sackgassen, doch sind sie uns trotzdem viel lieber als die stark befahrenen Hauptstrassen.

Die kleinen Wege bescheren uns zwar mehr Kilometer, Umwege oder auch unverhoffte Sackgassen, doch sind sie uns trotzdem viel lieber als die stark befahrenen Hauptstrassen.

Zwischen den Reisfeldern zwitschert es unentwegt - aus den Lautsprechern der Betonkästen im Hintergrund. Das digitale Gezwitscher soll die hier ansässige Schwalbenart (Salangane) anlocken, welche mit ihrem Speichel die für die Chinesen hochbegehrten Nester bauen. Teilweise konnten die Nester fast schon mit Gold aufgewogen werden, da ihnen eine medizinische Wirkung nachgesagt wird.

Zwischen den Reisfeldern zwitschert es unentwegt – aus den Lautsprechern der Betonkästen im Hintergrund. Das digitale Gezwitscher soll die hier ansässige Schwalbenart (Salangane) anlocken, welche mit ihrem Speichel die für die Chinesen hochbegehrten Nester bauen. Teilweise konnten die Nester fast schon mit Gold aufgewogen werden, da ihnen eine medizinische Wirkung nachgesagt wird.

Nicht nur die herrliche Sprache freut uns, sondern auch die ersten Kontakte mit den Menschen. Miguel wird kurz nach der Grenze mit einem fröhlichen Good Morning, Sir von drei Jungs auf einem Motosikal begrüsst. Wir werden wieder vermehrt angesprochen und wie fast überall fragt man uns auch in Malaysia zuerst: Woher seid ihr? In Thailand hingegen interessierte stets das Gegenteil: Wohin wollt ihr? Zudem ist das Englischlevel in Malaysia viel besser als in Thailand, so dass auf die Eingangsfrage oft weitere Fragen oder ein kurzes Gespräch folgt. Mehrmals am Tag halten wir so einen kurzen Schwatz und geniessen es sehr. Schon vom ersten Tag an empfinden wir die Menschen offen, freundlich, hilfsbereit und interessiert und fühlen uns sehr wohl.

Kurzer Schwatz mit einem Morgensportler. Leider sind Velofahrende in Malaysia eine Seltenheit. In Malaysia nahm in den Jahren zwischen 2007 und 2012 der Anteil der registrierten Motorfahrzeuge (ohne Motorräder) um 35% zu!

Kurzer Schwatz mit einem Morgensportler. Leider sind Velofahrende in Malaysia eine Seltenheit. In Malaysia nahm in den Jahren zwischen 2007 und 2012 der Anteil der registrierten Motorfahrzeuge (ohne Motorräder) um 35% zu!

Von Beginn weg sehen wir Zeichen für das Völkergemisch, für das Malaysia so bekannt ist. Moscheen, Hindutempel, chinesische Tempel und Kirchen prägen das Strassenbild. Chinesische Zeichen sind genauso zu sehen wie arabische Buchstaben, man unterhält sich auf Malaiisch, Englisch, Chinesisch oder Tamil. Das Chinesische Neujahr ist ein nationaler Feiertag, genauso wie das Ende des Ramadan, das hinduistische Lichterfest oder Weihnachten. Den Hauptanteil der Bevölkerung machen die 50% Malaien und 11% indigenen Völker aus, weitere 24% sind chinesischstämmige und 7% indischstämmige MalaysierInnen. Dies ist der Grund für diese Vielfalt an Sprachen, Religionen, Kulturen und ethnischen Wurzeln, die Malaysia auszeichnen und sich in vielem widerspiegelt. Wir staunen, wie hier das Mit- und Nebeneinander der verschiedenen Kulturen irgendwie zu funktionieren scheint. Je nach Quartier zeigt sich schnell, welche Bevölkerungsgruppe dort ansässig ist.

Besonders spannend ist es in George Town auf der Insel Penang, das wir nach drei Radeltagen erreichen. Wie in ganz Malaysia haben die kulturellen Einflüsse von verschiedenen Kulturen alle ihre Spuren hinterlassen. In Little India klingt Bollywood-Musik aus den Lautsprechern vor den Läden, in denen farbige Stoffe verkauft werden. Frauen in Saris prägen das Strassenbild, Chapatis werden gebacken, unzählige Hindufiguren schmücken die Tempeldächer. Gleich nebenan mischt sich der indische Currygeschmack mit dem Duft der Räucherstäbchen, die im chinesischen Tempel abgebrannt werden. Es gibt Nudelsuppe, Wok-Gerichte, rot-goldene Gebetsutensilien und – wie immer dort, wo Chinesen am Werk sind – herrscht eine Geschäftigkeit. Fünf Mal am Tag ruft der Muezzin zum Gebet und die Gläubigen strömen zu den Moscheen, Männer mit Gebetskappe, Frauen mit Kopftuch. In den Gassen reihen sich traditionelle chinesische Ladenzeilen an koloniale Bauten. Wir beobachten aber immer gerne auch die Menschen: Muslimische Frauen, deren Kopftuch so eng anliegt, dass kein einziges Haar zu sehen ist, interagieren mit in Malaysia lebenden Chinesinnen in kurzen Shorts, indische Schönheiten tragen stolz ihre farbigen Saris.

Der erste Blick auf die Insel Penang ist enttäuschend und wir wundern uns, dass dort drüben irgendwo der Ort George Town als UNESCO Weltkulturerbe sein soll?!

Der erste Blick auf die Insel Penang ist enttäuschend und wir wundern uns, dass dort drüben irgendwo der Ort George Town als UNESCO Weltkulturerbe sein soll?!

Wir lassen uns bald überzeugen: Viele Strassenzüge im historischen Viertel sind tatsächlich sehr schön anzusehen.

Wir lassen uns bald überzeugen: Viele Strassenzüge im historischen Viertel sind tatsächlich sehr schön anzusehen.

Kurzer verkehrsfreier Moment für ein Foto ausgenutzt. George Town versinkt im Verkehr - und die Linienbusse fahren alle praktisch leer.

Kurzer verkehrsfreier Moment für ein Foto ausgenutzt. George Town versinkt im Verkehr – und die Linienbusse fahren alle praktisch leer.

Zwischen vielen renovierten Häusern finden sich auch immer wieder renovationsbedürftige Bauten.

Zwischen vielen renovierten Häusern finden sich auch immer wieder renovationsbedürftige Bauten.

Teilweise finden wir ganze Strassenzüge mit verlassenen Geschäften vor - auch George Town leidet zunehmend am "Lädelisterben", da die klimatisierten Shopping Malls im Gegenzug mehr Entertainment bieten.

Teilweise finden wir ganze Strassenzüge mit verlassenen Geschäften vor – auch George Town leidet zunehmend am “Lädelisterben”, da die klimatisierten Shopping Malls im Gegenzug mehr Entertainment bieten.

Nicht nur Kulturen, auch Vergangenheit und Moderne liegen in George Town nahe beinander: Hochhaus neben den typisch chinesischen Geschäftshäusern

Nicht nur Kulturen, auch Vergangenheit und Moderne liegen in George Town nahe beinander: Hochhaus neben den typisch chinesischen Geschäftshäusern

Vor einem chinesischen Ahnentempel warten Rikschafahrer auf Kundschaft.

Vor einem chinesischen Ahnentempel warten Rikschafahrer auf Kundschaft.

Faszinierendes Figurenarrangement auf dem Dach des Khoo Kongsi Tempels

Faszinierendes Figurenarrangement auf dem Dach des Khoo Kongsi Tempels

Kek Lok Si ist der grösste buddhistische Tempel Malaysias und wird vor allem von Chinesen besucht. Gärten, Teiche und bunt geschmückte Bauten sind durch viele Treppen miteinander verbunden. In einer Halle kann man einen mit einem Wunsch bedruckten Bändel kaufen, um ihn danach an einen "Wunschbaum" zu hängen.  Wir wussten nicht ob wir schockiert oder belustigst sein sollen, als ein junges Paar zwei Bändel mit "Immediate Wealth" (sofortiger Reichtum) an den Baum hängte. Gibt es keine wichtigeren Wünsche (z.B. den Bändel "Good Health")?!

Kek Lok Si ist der grösste buddhistische Tempel Malaysias und wird vor allem von Chinesen besucht. Gärten, Teiche und bunt geschmückte Bauten sind durch viele Treppen miteinander verbunden. In einer Halle kann man einen mit einem Wunsch bedruckten Bändel kaufen, um ihn danach an einen “Wunschbaum” zu hängen. Wir wussten nicht ob wir schockiert oder belustigst sein sollen, als ein junges Paar zwei Bändel mit “Immediate Wealth” (sofortiger Reichtum) an den Baum hängte. Gibt es keine wichtigeren Wünsche (z.B. den Bändel “Good Health”)?!

Dieser schöne Eisvogel entdecken wir auf dem Dach neben unserem Hotel. Auf dem Weg nach Malakka sehen wir noch mehrmals blaue und auch gelbe Eisvögel.

Dieser schöne Eisvogel entdecken wir auf dem Dach neben unserem Hotel. Auf dem Weg nach Malakka sehen wir noch mehrmals blaue und auch gelbe Eisvögel.

Der Rauch von Räucherstäbchen umhüllt die Gläubigen beim Warten im chinesischen Tempel. Auch eine Inderin scheint sich dort wohl zu fühlen!

Der Rauch von Räucherstäbchen umhüllt die Gläubigen beim Warten im chinesischen Tempel. Auch eine Inderin scheint sich dort wohl zu fühlen!

Dieselbe kulturelle Vielfalt zeigt sich auch beim Essen: Nudelsuppen, indische Curries mit Fladenbrot, scharfe Wok-Gerichte, frittiertes indisches Gebäck und schwere Süssigkeiten… ein wahres Essensparadies! Wir sind froh, sind wir noch vor dem Fastenmonat Ramadan in Malaysia unterwegs, wie viel gutes Essen hätten wir da verpasst tagsüber! Jede Mahlzeit wird zu einer Freude und unseren Radelhunger stillen wir jedes Mal gerne. Eines unserer liebsten Radel-Snacks ist Roti Canai, eine Art Fladenbrot, das mit Curry oder Dhal gegessen wird. Miguels Rekord: Sieben Roti, dies sehr zum Amusement der malaiischen Angestellten, die jeweils kichernd neue Roti brachten und kaum glauben konnten, dass jemand aufs Mal so viele isst.

Und wieder einmal ein paar Roti, dazu ein Teh Tarik (typisch malaiisches Getränk aus Schwarztee und Kondensmilch) - das Energieniveau ist wieder hergestellt!

Und wieder einmal ein paar Roti, dazu ein Teh Tarik (typisch malaiisches Getränk aus Schwarztee und Kondensmilch) – das Energieniveau ist wieder hergestellt!

Am liebsten essen wir indisch!

Am liebsten essen wir indisch!

Streetfood in Little India: In den Töpfen sind verschiedene Curries zur Auswahl, dazu gibt es frische Chapati.

Streetfood in Little India: In den Töpfen sind verschiedene Curries zur Auswahl, dazu gibt es frische Chapati.

Laksa, eine malaiische Spezialität und ein gutes Beispiel für die Fusion-Küche: Currylastige Nudelsuppe mit Fischbällchen und Shrimps

Laksa, eine malaiische Spezialität und ein gutes Beispiel für die Fusion-Küche: Currylastige Nudelsuppe mit Fischbällchen und Shrimps

Seafood steht nach wie vor auf dem Speiseplan.

Seafood steht nach wie vor auf dem Speiseplan.

Auch mit süssen Mangos decken wir uns immer wieder ein, das Kilo kostet umgerechnet CHF 1.40.

Auch mit süssen Mangos decken wir uns immer wieder ein, das Kilo kostet umgerechnet CHF 1.40.

So spannend und vielseitig das Essen und die Menschen, so langweilig und eintönig ist die Landschaft, so mühsam das Velofahren auf den stark befahrenen Strassen. In Malaysia scheinen alle ein Auto oder ein Motorrad zu besitzen, fast niemand fährt Velo, geht zu Fuss oder benützt ein öffentliches Verkehrsmittel. Das staatlich subventionierte Benzin hilft dabei nicht, die Autos von der Strasse zu holen. Was aber dringend notwendig wäre, denn die wenigen Strassen sind völlig überlastet. Die Strassen sind eng, meist fehlt ein Pannenstreifen und immer wieder müssen wir Löchern ausweichen. Das allgemeine Verkehrstempo ist zum Glück langsamer als in Thailand und meist werden wir mit einem grosszügigen Abstand überholt, dennoch ist das stundenlange Fahren auf den schmalen Strassen, während pausenlos Motorfahrzeuge an uns vorbeibrausen, mässig lustig. Nur wenige Abschnitte können wir auf kleineren, ruhigeren Strassen zurücklegen.

Mit der Feri geht es von der Insel Penang zurück auf das Festland.

Mit der Feri geht es von der Insel Penang zurück auf das Festland.

Aus diesem Loch wächst schon eine Pflanze! Der Pannenstreifen ist hier gerade sehr breit für malaiische Verhältnisse, normalerweise hört die Strasse 5cm links von der Seitenlinie auf!

Aus diesem Loch wächst schon eine Pflanze! Der Pannenstreifen ist hier gerade sehr breit für malaiische Verhältnisse, normalerweise hört die Strasse 5cm links von der Seitenlinie auf!

Einer der ruhigen Abschnitte auf einem kleinen Weg, der parallel zur Hauptstrasse liegt.

Einer der ruhigen Abschnitte auf einem kleinen Weg, der parallel zur Hauptstrasse liegt.

Regengüsse gibt es immer wieder und das mit einer Heftigkeit, die Zweirädern die Weiterfahrt verunmöglicht. Hier wurde auf der Autobahn ein Unterstand gebaut, damit die Motosikal den Regen geschützt abwarten können.

Regengüsse gibt es immer wieder und das mit einer Heftigkeit, die Zweirädern die Weiterfahrt verunmöglicht. Hier wurde auf der Autobahn ein Unterstand gebaut, damit die Motosikal den Regen geschützt abwarten können.

Nach der Überquerung der Autobahn tauchen wir auf der kleinen Nebenstrasse wieder ein in den Ölpalmenwald.

Nach der Überquerung der Autobahn tauchen wir auf der kleinen Nebenstrasse wieder ein in den Ölpalmenwald.

Für einen kurzen Moment ist die Hauptstrasse verkehrsfrei. Die Affen haben wir nach der Kurve tatsächlich gesehen!

Für einen kurzen Moment ist die Hauptstrasse verkehrsfrei. Die Affen haben wir nach der Kurve tatsächlich gesehen!

Die Landschaft hilft auch nicht, uns aus dem Sattel zu hauen. Es ist ehrlich gesagt überaus langweilig, der Westküste entlang in Richtung Süden zu fahren. Malaysia hätte zwar interessantere Regionen zu bieten, doch haben wir gerade wenig Ambition einen Anstieg von 1’500 Höhenmetern zu bewältigen, um die Teeplantagen in den Cameron Highlands zu besichtigen. Und die Sache mit den Dschungeltouren haben wir nach dem Aufenthalt auf Borneo aufgegeben, somit fällt auch der Nationalpark Taman Negara weg. Wir sehnen uns nach weniger feuchter Luft und fahren somit so rasch wie möglich Singapur entgegen. An der Westküste radeln wir die meiste Zeit durch Palmölplantagen. Riesige Landesteile sind von dieser Monokultur bedeckt, auf Borneo sahen wir vor vier Jahren dasselbe. Nach Indonesien ist Malaysia der zweitgrösste Palmöl-Lieferant der Welt. Die Plantagen liefern das ertragreiche Palmöl, das in unzähligen Produkten verwendet wird, besonders aber in Margarine, Fertigprodukten, Backwaren, Süssigkeiten, Kosmetikprodukten und Waschmitteln. Noch heute werden für neue Plantagen oder wegen illegalem Holzschlag riesige Flächen an Wald gerodet (siehe z.B. http://www.pro-regenwald.org/hg_palmoel).

Die weltweite Nachfrage nach Palmöl wächst und wächst: Das Kernproblem ist, dass die Ölpalme genau dasselbe Klima benötigt wie der tropische Regenwald: Beide brauchen viel Wasser und gedeihen nur im schmalen Bereich zwischen dem 10. Breitengrad nördlich und südlich des Äquators.

Die weltweite Nachfrage nach Palmöl wächst und wächst: Das Kernproblem ist, dass die Ölpalme genau dasselbe Klima benötigt wie der tropische Regenwald: Beide brauchen viel Wasser und gedeihen nur im schmalen Bereich zwischen dem 10. Breitengrad nördlich und südlich des Äquators.

Die Radeltage sind unspektakulär, die jeweiligen Highlights beziehen sich nur auf die Begegnungen und das Essen. Ansonsten rollen wir schweissgebadet dahin, erfreuen uns an einem schönen Vogel oder ein paar wilden Affen in den Bäumen und versuchen vor der Mittagshitze möglichst viele Kilometer zu fahren. Das Klima ist äusserst unsportlich: Die Luftfeuchtigkeit ist immer über 80%, meistens höher. Manchmal fühlt es sich an, wie wenn wir stundenlang im Dampfbad sitzen würden, uns der Schweiss aus jeder Pore dringt, in die Augen läuft und brennt, vom Kinn tropft. Der Körper reagiert anders in diesem Klima, durch den grossen Flüssigkeitsverlust fühlen sich die Muskeln sensibler an und schmerzen rascher (trotz genügend Wasser und Elektrolyten), die Nägel und Haare wachsen viel schneller, das viele Schwitzen sorgt für Hitzeausschläge auf der Haut, Wunden heilen lange nicht.

Zeit der Aufnahme: 9.15 Uhr. Das Hemd ist schon lange nass geschwitzt und bleibt es auch für den Rest des Tages.

Zeit der Aufnahme: 9.15 Uhr. Das Hemd ist schon lange nass geschwitzt und bleibt es auch für den Rest des Tages.

Nach schweisstreibenden Tagen im Sattel rollen wir in Malakka ein. Auch hier brummt wie in George Town zu viel Verkehr durch die hübschen Strassen im Zentrum. Malakka war schon früh ein florierender Hafen für die Handelsschifffahrt zwischen Indien und China, im 15. und frühen 16. Jh lebten Händler aus Arabien, Persien, Indien, China, Philippinen und Siam in der Stadt, gesprochen wurden über 80 verschiedene Sprachen. Malakka zog mit seinem Wohlstand schon bald das Interesse der europäischen Kolonialmächte auf sich – Portugal eroberte 1511 die Handelsstadt, 130 Jahre später übernahmen die Holländer, danach Grossbritannien. Somit gibt es heute nebst Moscheen, Hindutempel und chinesischen Tempeln auch Kolonialbauten, ein holländisches Stadthuys, Kirchen, einen portugiesischen Friedhof und weitere Zeichen für die multikulturelle Vergangenheit der Stadt. Wie in George Town ist auch in Malakka ein Spaziergang eine Reise durch verschiedene Länder, Epochen und Kulturen. Wir verbringen einige Tage in der Stadt, bevor wir die letzten ca. 300km auf der malaiischen Halbinsel unter die Räder nehmen: Next stop Singapore!

Malakka - ein überaus geschichtsträchtiger Ort. Bevor sich die europäischen Seefahrernationen hier die Klinke (oder eher Klinge?) in die Hand gaben, war die Hafenstadt ein florierender Umschlagplatz für arabische, persische, indische, chinesische, philippinische und siamesische Händler.

Malakka – ein überaus geschichtsträchtiger Ort. Bevor sich die europäischen Seefahrernationen hier die Klinke (oder eher Klinge?) in die Hand gaben, war die Hafenstadt ein florierender Umschlagplatz für arabische, persische, indische, chinesische, philippinische und siamesische Händler.

Wie schon in George Town beeindruckt das harmonische Zusammenleben verschiedenster Nationalitäten und Religionen - bis heute. Ein ideales Beispiel ist hier die "Harmony Street", wo ein hinduistischer Tempel, eine Moschee und ein Chinesisch-Buddhistischer Tempel in unmittelbarer Nähe zueinander stehen.

Wie schon in George Town beeindruckt das harmonische Zusammenleben verschiedenster Nationalitäten und Religionen – bis heute. Ein ideales Beispiel ist hier die “Harmony Street”, wo ein hinduistischer Tempel, eine Moschee und ein Chinesisch-Buddhistischer Tempel in unmittelbarer Nähe zueinander stehen.

Im 15. und frühen 16. Jh. florierte der Ort derart, dass gleich vier Hafenmeister nötig waren um die bis zu 2'000(!) Schiffe jeglicher Grössenordnung im und um den Hafen zu koordinieren.

Im 15. und frühen 16. Jh. florierte der Ort derart, dass gleich vier Hafenmeister nötig waren um die bis zu 2’000(!) Schiffe jeglicher Grössenordnung im und um den Hafen zu koordinieren.

Als die Portugiesen hörten, wie reich Malakka sei, sandten sie vier Schiffe - angeblich um in den Handel einzusteigen. Nach blutigen Auseinandersetzungen übernahmen diese ersten Europäer jedoch die Stadt und hielten sie rund 130 Jahr lang besetzt. Danach "übernahmen" die Holländer um schliesslich wieder rund 183 Jahre später von den Engländern vertrieben zu werden. Im Bild ein britisches Kriegsschiff der damaligen Zeit.

Als die Portugiesen hörten, wie reich Malakka sei, sandten sie vier Schiffe – angeblich um in den Handel einzusteigen. Nach blutigen Auseinandersetzungen übernahmen diese ersten Europäer jedoch die Stadt und hielten sie rund 130 Jahr lang besetzt. Danach “übernahmen” die Holländer um schliesslich wieder rund 183 Jahre später von den Engländern vertrieben zu werden. Im Bild ein britisches Kriegsschiff der damaligen Zeit.

Der Nachbau der portugiesischen "Flor de la Mar", welche vollbeladen auf dem Weg zurück nach Portugal in der Strasse von Malakka sank, beherbergt das interessante maritime Museum. Piraterie war übrigens nicht nur damals ein Problem: Noch 2004 wurden in der Meeresenge 325 Piratenangriffe auf Handelsschiffe gezählt. Heute gilt die Passage jedoch als Piratenfrei.

Der Nachbau der portugiesischen “Flor de la Mar”, welche vollbeladen auf dem Weg zurück nach Portugal in der Strasse von Malakka sank, beherbergt das interessante maritime Museum. Piraterie war übrigens nicht nur damals ein Problem: Noch 2004 wurden in der Meeresenge 325 Piratenangriffe auf Handelsschiffe gezählt. Heute gilt die Passage jedoch als Piratenfrei.

Alle drei europäischen Besatzer hinterliessen ihre Spuren und machen so Malakka einzigartig - hier der holländische "Rote Platz" mit dem Stadthuys (um 1650) rechts und der heute anglikanischen Kirche, welche um 1750 gebaut wurde.

Alle drei europäischen Besatzer hinterliessen ihre Spuren und machen so Malakka einzigartig – hier der holländische “Rote Platz” mit dem Stadthuys (um 1650) rechts und der heute anglikanischen Kirche, welche um 1750 gebaut wurde.

Detail des chinesischen Tempels in der Harmony Street

Detail des chinesischen Tempels in der Harmony Street

Erst Nachts nimmt der Verkehr etwas ab und wir können ungestört durch die Strassen spazieren und die Geschichte dieses Ortes auf uns wirken lassen.

Erst Nachts nimmt der Verkehr etwas ab und wir können ungestört durch die Strassen spazieren und die Geschichte dieses Ortes auf uns wirken lassen.

Auch die kreativen Rikschafahrer mit ihren unglaublich kitschig geschmückten und beleuchteten Fahrzeugen haben dann Zeit für einen Schwatz - Chinesengruppen lieben es, sich in diesen Rikschas im Konvoi durch die Strassen fahren zu lassen! Natürlich immer mit lauter Musik dazu.

Auch die kreativen Rikschafahrer mit ihren unglaublich kitschig geschmückten und beleuchteten Fahrzeugen haben dann Zeit für einen Schwatz – Chinesengruppen lieben es, sich in diesen Rikschas im Konvoi durch die Strassen fahren zu lassen! Natürlich immer mit lauter Musik dazu.

Kleines indisches Nickerchen im chinesischen Ecken... multikulti Malaysia!

Kleines indisches Nickerchen im chinesischen Ecken… multikulti Malaysia!

15 thoughts on “Vielvölkerstaat Malaysia

  1. Wo habt Ihr denn dieses lustige Titelbild gemacht? Hat das wirklich jemand an die Wand gemalt? Oder ist es eine Fotomontage? Ich musste zweimal hinschauen….. Und wirklich, Nora, unsere Welt ver- englischt sich mehr und mehr und dann kommen alle diese kuriosen Wort-Wendungen heraus, je nach Vertonung und Betonung in der jeweiligen Landessprache. Wirklich lustig, ich musste dauernd lachen. Ich bin gespannt wie Ihr Singapur erleben werdet, wahrscheinlich so wie damals Dubai???, könnte ich mir vorstellen. Ja, was macht Ihr wohl noch alles??? Ich bin auf jeden Fall immer wieder dabei!!!! Bald überschreitet oder überfährt Ihr ja wieder einmal den Äquator.
    Viele liebe Grüsse
    Mary-Jones

    • Nein nein das Titelbild ist keine Fotomontage, sondern ein Foto von einer Hauswand in Georgetown auf der Insel Penang! Überall in der Stadt finden sich solche Kunstwerke (Street Art nennt sich das…schon wieder Englisch, ich weiss!).
      Wir sind gespannt auf Singapur, aber es kann eigentlich nur besser werden als Dubai. Mal sehen! Liebe Grüsse!

  2. Hey dir zwei liebe!
    Also, dr erst Abschnitt isch jo wieder emol es riese Highlight an Sprochgnuss… Genial, wie ihr die Wörter ibaut händ und glichzitig e Ablauf beschriebed… Cha mir richtig vorstelle, wie ihr ebe nid uf d Stross chönned luege, sondern nume entziffered, entziffered, entziffered und zäme lached, wenn ihr wieder so öppis gfunde händ :-)!
    Isch richtig spannend, mit euchem Blog wieder es Stückli mit euch dörfe mitfahre, e Unterstand uf dr Autobahn nutze (man beachte das Verkehrsschild ;-)) und nach eme Schild, wo vor Affe warnt, tatsächlich z läse, dass sie hinter dr nächste Kurve uftaucht sind ;-)!
    Schön, wie facetteriich und farbig ihr das Land beschribed, es tauche richtigi Bilder, Grüch und Gschmäcker uf…
    Ich wünsch euch witerhin gueti letschti Täg in Malaysia, gniessed s guete Ässe und d Begägnige änd häv ä neis trip widaut eni äkzidents änd wis meni mor speschel wörds tu sii 🙂
    Groooooossi Umarmig
    Peee
    P.S. Was mi würd Wunder näh… aber isch glaub scho chli zu privat für e online-Blog: Was händ (oder hättet) ächt ihr zwei in Kek Lok Si für en Bändel kauft?
    P.P.S. Spannend wär aber au… Was würd ich für e Bändel kaufe (je nach Uswahl…)???
    Fragen über Fragen… 🙂

    • Hoi Pe! Danke für dr Kommentar! Hm im Kek Lok Si Tempel hets nid eso viel bruchbari Bändel gha (u.a. au no academic success, business success, wisdom…), ich glaub ich hätt Gsundheit gno bi dere Uswahl. Aber ich weiss nüm alli Bändel, mir hätte sölle es Foto mache!
      Ah, eine hani no, eksklusif für dich: Lehrer heisst uf Malay Guru! Umarmig zrugg!

  3. Hee dir zwee
    Danke für dr neui Blog. Au ich han en wieder verschlunge und bi fasziniert. D Ässensföteli mache cheibe gluschtig 🙂 Aber au s Pflänzli wo us dr Stross use wachst gfallt mer.
    Lönds euch guet go, gniessets und gäbet Sorg.

    Adeee

    • Herrlich, gäll, isch das Pflänzli! In däm tropische Wucher-Klima ischs wohrschins in 2 Johr scho e riesige Baum! Grossi Umarmig!

  4. Ihr liebe Zwei!
    mir si wieder emol zrugg, vonere witere 3-Woche-Reis durch Südfrankrich deheim, und i ha grad Eure neuscht Bricht gläse. Gfallt mir, wienihr die Mensche in Malaysia erläbet. Es wirklichs Völkergmisch, wo aber offebar underenander guet uskunnt und Toleranz üebt. Wunderbar, do könne mir jo bi eus in dr Schwiz au e bitz lerne vo de Malaier.
    – Leider ischs ebe in Südfrankrich nid eso toll für Minderheite wie zB. d’Nordafrikaner und di sogenannte “pieds noires”. Si wärde verachtet und diskriminiert und politisch driftet zB. d’Region Languedoc immer meh nach rächts ab zu de Faschischte à la “Front National”.

    Jo, uf Malakka würd ich scho mol au gärn cho. Die Stadt und Region het jo e rächti Gschicht. Bi de gspannt, wie Ihr Singapur erläbet.
    Vo de Ölpalm-Plantage, wo ihr stundelang monoton müend durfahre, rede mir scho gar nümm. Es isch und bliibt e Skandal. Kaputti Böde und Erosion in Zukunft für schnälls Gäld, wo in wenigi Grosskonzärn fliesst, lassen grüssen….

    Schön isch d’Foti vom Pflänzli, wo usem Asphalt chunnt…Zeiche für di unbändigi Natur.
    Ich hoff ihr hebet s’Bändeli für Gsundheit und unfallfreii Velofahrt ufghänkt, damit euch witerhin gueti Schutzängel tüend begleite.

    So, jetz installiere mir eus wieder an dr Salmi bis öppe am 25. August und denn goht’s wider ab richtig Oste. He jo, vo irgend neume här het jo mindestens eusi Nora dr Reise-Virus vererbt biko! Hihi!
    Alles Liebi und siget fescht umarmt vom
    Gidiman

    • Hoi Gidiman, lieb dass schribsch und schön zghöre, dass ihrs guet gha händ unterwägs (hoffentlich mit aständigem Campingwätter!). Jo Malaysia fändet ihr au no spannend aber s Klima isch halt scho sehr asträngend…defür gits no e Nationalpark mit “richtigem” Dschungel (nid zvergliche mit däm trockene “Dschungel” in Chiang Mai ufem Berg!) zwüsche all dene Ölplantage, mir sind aber nid dört ane. Umarmig an euch!

  5. Hallo Ihr lieben Zwei,
    Auweh, ja, hoffentlich erstickt Ihr nicht am Husten……mein Vorschlag ist: radelt noch ein bisschen auf dem Land dort, dann heuert Ihr auf einem Frachter an Richtung Mittelmehr. So drei bis 4 Wochen reine Meeresluft schnaufen, Körper und Geist entschlacken und meditieren, was als nächstes kommt?…andere Träume träumen?…. und dann durch das schöne Italien heimwärts radeln…… Wäre doch was oder?
    Nun denn, ich wünsche Euch gute Entscheidungen. Es wäre soooooooooo schön, Euch wieder hier zu haben!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Ganz liebe Grüsse mit Schutzengel
    Mary-Jones

    • Hoi Mary-Jones! Sollten uns die Ideen ausgehen kommen wir gerne auf dich zurück 🙂 Im Moment sind wir aber nach den schwankenden 30 Stunden auf See ganz gerne wieder an Land! Liebe Grüsse!

  6. Hola ihr zwei. Indisch isch aso au immer no unser favourite. Villicht gits denn mol e kulinarischi Kostprob kocht vo euch zwei. Dr Mage macht immer no alles mit in Malaysia?
    Frei mi schon z lese dörfe wies witer goht.
    Bisou Nathi

    • Mini liebi Nathi, hm ich weiss nid ob das guet kunnt mit dr Kostprob….mir sind sit Monate komplett us dr Kochüebig do in SE Asia, s Ässe isch zu guet überall, kennsch es jo! Dr Mage het alles mitgmacht in Malaysia und au bis jetzt no in Indo, hoffe mir es blibt so! Bisou zrugg!!!!

  7. Hallihallo
    Wollte nur auch einmal wieder grüssen und sagen, dass auch immer noch gespannt mitlese hier.
    Darf ich den Link eures Blogs an eine Arbeitskollegin weitergeben, die selber vor zwei Jahren mit dem Velo aus der Schweiz nach China gefahren ist? Sie würde sich freuen.

    Hitzige Grüsse aus dem Baselbiet 🙂

    • Liebe Seraina,
      schön von dir zu hören! Wir freuen uns dass du immer noch mitliest! Aber sicher kannst du deiner Arbeitskollegin unsere Seite angeben – wenn sie auch vor zwei Jahren gestartet ist haben wir sie evtl getroffen oder von ihr gehört?! Die Welt der Velöler ist klein 🙂
      Hitzige Grüsse zurück (das klingt nach anständigen Temperaturen bei euch – bravo!)!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert